Tanja Tricarico über Kritik am Online-Unterricht an Schulen
: Im digitalen Off

Kein WLAN, kaum Laptops, geschweige denn Erklärvideos oder Chats mit Schüler:innen per Lernplattform: Dass Lehrer:innen in Deutschland im digitalen Nirvana unterrichten, hat sich im Coronalockdown bitter gezeigt. Nun gibt es auch noch eine durch Zahlen belegte Studie, laut der Schulen hierzulande beim Online-Unterricht international deutlich abgehängt sind.

Die Erhebung unter Eltern zeigt einmal mehr, wie sehr die Architekt:innen der deutschen Bildungslandschaft verschlafen haben, digitale Technologien in die Vermittlung von Lerninhalten einzubetten. Sparmaßnahmen in den Ländern mögen ein Grund dafür sein, aber auch mangelnder politischer Wille, Alternativen zum klassischen Wissenstransfer zu schaffen und Schüler:innen flächendeckend Onlinezugang zu verschaffen. Dabei sind die Kinder, die heute in die Schule kommen, astreine Digital Natives, sie können bereits im Kleinkindalter besser Tablet oder Smartphone bedienen als ihre Eltern. Doch es muss erst eine Pandemie die Welt überrollen, damit die Defizite des Lernens sichtbar werden. Was nun? Nimmt man die Forderungen ernst, müsste schleunigst mächtig viel Geld fließen. Zum Beispiel in die Fortbildung von Lehrer:innen, um echten Fernunterricht halten zu können – Datenschutzfragen sollten Standard bei solchen Weiterbildungen sein. Und natürlich in die Ausstattung. Sowohl an Hardware als auch an Software mangelt es an vielen Schulen. Ohne WLAN und ohne entsprechende Programme bringt aber auch das größte Engagement der Lehrer:innen schlichtweg nichts.

Wären all diese Hürden beseitigt, dürfte sich auch die Angst mancher Eltern vor Onlineformaten in Luft auflösen. Rund ein Fünftel der in Deutschland Befragten hält digitalen Unterricht nämlich generell für schlecht für ihre Kinder. Wenn sie damit stundenlanges Glotzen auf Laptop-Bildschirme und Google-Recherchen meinen, haben sie sicher recht. Geht es um mehr Teilhabe, um interaktives Lernen auch in Krisenzeiten, ist digitales Lernen aber ein echter Mehrwert.

inland