: „Die Tiere wollen nicht sterben“
Die Organisation Animal Rights Watch fordert, alle Schlachthäuser zu schließen, und zeigt Videos aus einem Bio-Schlachthof
Interview Kaija Kutter
taz: Frau Esser, Ihr Verein Animal Rights Watch protestiert morgen am Jungfernstieg gegen Schlachtungen und zeigt Videos. Was sieht man da?
Maren Esser: Dass selbst dort, wo Tiere aus Bio-Aufzuchten angeliefert werden, die Tiere nicht sterben wollen. Unabhängig davon, ob sie zuvor ein „glücklicheres“ Leben führten. Landen sie am Schlachthof, sieht man starken Lebenswillen. Sie wehren sich, wollen nicht sterben.
Gibt es dort Verstöße?
Fehler sind da nicht auszuschließen. Man sieht aber keine Strafverstöße.
Elektroschocks sind erlaubt?
Das ist die Art, die Tiere zu betäuben, bevor sie entbluten. Das zeigen die Videos. Trotzdem wurde mit versteckter Kamera gefilmt. Es ist grausam und blutig. Manche Tiere zeigen trotz Betäubung Bewegungen, die vermutlich nicht passieren würden, wären sie wirklich betäubt. Die Tiere haben Empfindungen.
Wo und wann wurde gefilmt?
In den letzten Monaten bei einem Betrieb in Bad Bevensen.
Bio-Fleisch ist also nicht besser?
Es täuscht die Verbraucher. Es ist vom Tierwohl die Rede, aber die haben gar nichts davon, außer vielleicht ein bisschen mehr Platz. Am Ende landen sie auf der gleichen Schlachtbank wie die Tiere aus konventionellem Betrieb. Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren, sondern nur von toten.
Sie fordern, alle Schlachthöfe zu schließen. Klingt radikal.
Wir sehen es so: Radikal und extrem ist eher das, was aktuell als normal angesehen wird. Tiere wie Ware zu behandeln. Wir fordern die Aufgabe von Tierhaltung. Als Lebensmittel brauchen wir Tiere nicht mehr. Wir fordern ein Umdenken von Politik und Industrie, aber auch vom Verbraucher, der es mit jedem Einkauf in der Hand hat.
Tiere töten auch Tiere.
Aber wir können unser Verhalten reflektieren und ändern. Die Alternativen sprießen wie Pilze aus dem Boden. Auch gesundheitlich ist vegane Kost besser. Das Einzige, was man supplementieren sollte, ist Vitamin B 12. Da sind aber auch die Tiere nur Mittelsträger. Warum sollen sie dafür sterben?
Was würde aus den Tieren?
Die können einfach nur leben. Ich kenne Lebenshöfe, wo gerettete Tiere Zuflucht finden. Das sind oft Vereine, die Spenden brauchen. Die Umstellung der Betriebe auf vegane Lebensmittelerzeugung ist ein längerer Prozess.
Warum eine Demo in Hamburg?
Wir sind in Hamburg als Ortsgruppe aktiv und klären über Veganismus auf. Wir rechnen am Samstag mit 400 Leuten mindestens. Bis zu 1.000 wären erlaubt. Das wäre wunderbar.
Demo gegen Schlachthöfe: Samstag, 14 Uhr, Jungfernstieg, Hamburg
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