Wo Berliner Mitte nicht Mitte ist: Schräger Charme, gebremster Rausch

Die Alternative zur Hochglanzsanierung: Das Haus Schwarzenberg in Mitte feiert 25-jähriges Bestehen, mit einem leicht coronainfizierten Programm.

Graffiti mit Grünzeug im Berliner Haus Schwarzenberg

Doch ein (Streetart)-Idyll in Berlins Mitte: das Haus Schwarzenberg Foto: dpa

BERLIN taz | Ein Besuch des Haus Schwarzenberg gehört für jeden Berlintouristen mit zum Standardprogramm. So, oder zumindest so ähnlich sah es in den goldenen Nachwendejahren in ganz Mitte aus, bekommt man dann erklärt. Die Hinterhöfe noch nicht hochglanzsaniert, alles ein wenig heruntergekommen und ein paar Freaks und Künstler machen komische Sachen. Die Begehung der urbanen Enklave ist wie eine Zeitreise. Danach betritt man die Rosenthaler Straße und befindet sich wieder schlagartig in der Gegenwart, in einer von Starbucks, Edelboutiquen und Flagshipstores geprägten Umgebung.

Das Eschschloraque Rümschrümp, das Monsterkabinett der Dead Chickens, die Galerie Neurotitan, alles längst legendäre Berliner Locations, befinden sich immer noch in diesen Hinterhöfen. Dazu kommen ein paar Künstlerateliers, außerdem haben sich die Höfe als Refugium der Berliner Streetart etabliert.

Sein 25-jähriges Jubiläum feiert das Haus Schwarzenberg nun dieser Tage. Wenn man sich das Schicksal ähnlicher Orte in der Umgebung anschaut, etwa vom Tacheles oder vom Eimer, die es alle längst nicht mehr gibt, ist das durchaus Anlass genug zum Feiern. Doch die ganz große Party, beziehungsweise Ausstellung, hat man nun auf das nächste Jahr verlegt. Der Grund dafür, wie könnte es anders sein: Corona.

Doch ganz will man sich von dem blöden Virus die Festlichkeiten nicht verderben lassen. Und so heißt es nun ab Samstag, 25. Juli, bis zum 15. August in der Galerie Neurotitan nicht wie ursprünglich geplant „Rausch Stadt Stille“, sondern „Lauschen statt Rauschen“.

Aber so schlimm, dass es nun nichts wird mit dem Rausch und auch nicht mit dem Rauschen, muss das ja gar nicht sein. Kunst wird trotzdem ausgestellt, und um die lange geplanten Performances zu retten, die man zeigen will, macht man es eben so, wie man das allgemein so macht in diesen Zeiten: Man streamt sie. Wenn schon vor Ort keine Zuschauer erlaubt sind, dann sollen diese wenigstens mit einer „Live-Stream-Performance“ zu Hause erreicht werden, am Samstagabend um 19 Uhr. Dazu gibt es noch eine kurze Onlineführung durch die Ausstellung, die ab Sonntag dann aber auch richtig und nicht nur virtuell besucht werden kann.

Prinzipiell, so teilt Vera Fischer vom Haus Schwarzenberg mit, gehe es dem Künstlerort ganz gut. Angst vor Verdrängung gebe es aktuell nicht. Nur eben den ganz normalen Ärger mit Corona.

Das Monsterkabinett zum Beispiel sei bis auf Weiteres ganz geschlossen. Spenden seien deswegen noch willkommener als sonst.

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