corona in bremen: „Ich bin froh, dass wir den Puffer haben“
Lukas Fuhrmann
28, Sprecher der Gesundheitsbehörde.
Interview Lotta Drügemöller
taz: Herr Fuhrmann, das Gesundheitsressort empfiehlt erneute Tests für Bremer*innen, die sich in Bayern haben testen lassen. Wie viele Menschen betrifft das?
Lukas Fuhrmann: Genau die Frage stellen wir uns auch. Die Tests wurden teils von privaten Laboren und Organisationen durchgeführt, wir haben keine Rückmeldung aus Bayern bekommen. Dass es zumindest einen positiven Fall gibt, wissen wir: Eine Bremerin hat sich von sich aus bei uns gemeldet, als sie ein positives Ergebnis bekommen hat. Das Bremer Gesundheitsamt war darüber nicht informiert worden.
Waren die in Bayern einfach nur zu blöd?
Nein, ich will kein Bayern-Bashing betreiben. Dort wurden in kurzer Zeit viele Teststationen aus dem Boden gestampft, auch auf dem Land. Dass dann Fehler passieren, ist nachvollziehbar. Passieren darf es natürlich trotzdem nicht.
Fürchten Sie, dass Ähnliches auch in Bremen passiert?
Die Probleme in Bayern lagen ja nicht nur an den Laboren, sondern auch daran, dass in den Teststellen noch viel mit Papier gearbeitet wurde. Hier werden die Patientendaten von der Krankenkassenkarte digital erfasst, die Laborröhrchen ebenfalls. Die Fehleranfälligkeit ist dabei geringer.
Wie lange dauert es denn hier zwischen Test und Rückmeldung?
Ein positives Ergebnis bekommt man in der Regel innerhalb von 24 Stunden übermittelt, das kann in Einzelfällen auch länger dauern. Das läuft immer telefonisch, damit einher geht auch die Quarantäne-Aufforderung und die Verfolgung von Kontaktpersonen. Zusätzlich hat ein Labor, das am Flughafen die Analysen durchführt, eine digitale Rückmeldung über die Warn-App eingerichtet. Aber da gibt es noch technische Probleme.
Welcher Art?
Es gibt in der App bundesweit Probleme bei der Befund-Übermittlung. Es wird zwar kein falsches Ergebnis übermittelt, aber da steht, dass der Test nicht ausgewertet werden konnte – das stimmt nicht. Die App funktioniert leider schon seit letzter Woche nicht ganz richtig.
Mitte April gab es in Bremen pro Woche 1.800 Tests, jetzt sind es 8.000. Sind die Labore damit nicht völlig überlastet?
Testkapazitäten sind noch vorhanden. Ich bin froh, dass wir den Puffer haben, so können wir noch auf einen großen Ausbruch reagieren.
Was ist mit anderen Krankheiten?
Am Anfang waren die Labore auch belastet mit Tests auf andere Krankheiten, jetzt ist die Rückmeldung, dass sie es ganz gut schaffen. Aber das Ganze betrifft nicht nur die Labore. Auch das Gesundheitsamt muss Kapazitäten für andere Krankheiten aufsparen.
Wie ist die Arbeitsbelastung dort?
Die Kolleg*innen sind seit vielen Wochen und Monaten unter hohem Druck. Aufgrund der geringen Fallzahlen konnten sie zuletzt ein paar Überstunden abbauen. Die Last ist jedoch weiter auf wenige Schultern verteilt. Wenn jetzt die Schule wieder beginnt, muss es nur einen Windpockenausbruch geben und die Belastung wird wieder zunehmen.
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