heute in bremen
: „Radikalere Aktionen sind legitim“

Foto: privat

Frederike Oberheim, 21, Fridays-for-future-Aktivistin in Bremen

Interview Selma Hornbacher-Schönleber

taz: Frau Oberheim, nimmt Corona FFF den Wind aus den Segeln?Frederike Oberheim: Aktuell bekommen wir nicht mehr die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit wie am Anfang. Aber gleichzeitig geht die Klimakrise weiter und das „Worst-Case-Szenario“, also eine Erwärmung von 3,3 bis 5,4°C, wird immer wahrscheinlicher. Deshalb arbeiten wir weiter und bereiten uns auf den globalen Klimastreik am 25. September vor.

Im rot-grün-rot regierten Bremen hat FFF es da leicht, oder?

Im Vergleich zu einer GroKo-regierten Stadt in NRW vielleicht. Aber auch bei unserer Landesregierung passiert nichts ohne gesellschaftlichen Druck. Klimapolitik wird hier oft auf einem niedrigen Level gemacht. Wenn Bremen seinen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel leisten soll, müssen der Kohleausstieg oder autofreie Städte entschlossener verfolgt werden.

Wie sieht Ihr „Aufstand mit Abstand“ aus?Wir haben eine Fahrrad-Aktionstour organisiert, entlang verschiedener Tatorte der Klimakrise. Das coole Extra ist, dass wir dabei den Autoverkehr lahmlegen und auf die mangelnde Verkehrswende hinweisen. Wir starten mit der Deutschen Bahn, die sich mit einem grünen Image schmückt, aber Hauptabnehmerin des neu eröffneten Kohlekraftwerks Datteln IV ist. Endpunkt ist bei Rheinmetall, deren Waffen weltweit katastrophale soziale Folgen und unfassbar unnötige Treibhausgase produzieren.

Bundesweit ruft das Bündnis auch zu Störaktionen auf... Der Konsens in unserer FFF-Ortsgruppe ist, dass wir solidarisch mit allen Aktionsformen der Klimagerechtigkeitsbewegung sind, wenn sie keine Gewalt gegen Lebewesen anwenden. Auch radikalere Aktionen sind legitim, um das 1,5°C-Ziel zu erreichen: Wir streiken und demonstrieren seit anderthalb Jahren. Aber dafür, dass Politiker*innen ihre Klimaziele einhalten, hat es anscheinend nicht gereicht.

Was wäre ein Erfolg für die Aktion heute?

Trotz Corona viele Menschen auf die Straße zu bekommen und so den Klimadiskurs wieder anzustoßen. In Umfragen ist das weiterhin das wichtigste politische Thema in der Bevölkerung, das müssen wir Politiker*innen vor Augen führen. Die aktuelle Politik reicht nicht aus, damit Bremen 2030 klimaneutral ist!

Fahrraddemo „Aufstand mit Abstand“, Samstag ab 14 Uhr am Antikolonialdenkmal