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Kundgebung gegen KohleausstiegFeierabend for Future

Das Bündnis Berlin 4 Future lädt zu regelmäßigen Demos nach der Arbeit ein. Die Teilnehmer:innen sehen sich damit schon als die neuen Montagsdemos.

Protest gegen den Kohleausstieg von Berlin4Future» auf dem Alexanderplatz Foto: dpa/Jörg Carstensen

BERLIN taz | Ein wenig seltsam fühlt es sich immer noch an, nach diesen sozial distanzierten Monaten wieder auf einer Kundgebung zu stehen. Immerhin hat das Abstand Halten einen prostesttechnischen Vorteil: Wie ein Vergrößerungsglas entzerrt es Menschenmengen und lässt sie größer erscheinen. Nicht, dass die erste Montags-Demo unter dem Motto „Berlin 4 future“ derartige optische Tricks allzu nötig hätte, denn für ein Debüt-Event lässt sich die mittelgroße Menge durchaus sehen. Immerhin circa 300 Menschen sind Montagabend auf den Alexanderplatz gekommen, um an der ersten monatlichen Klima-Demo teilzunehmen, die sich bequem mit einem Arbeitstag kombinieren lässt.

Man wolle auch Berufstätigen ermöglichen zu zeigen, dass sie nicht mit der Politik der Bundesregierung einverstanden sind, sagt Gerd Hübner (52) von den Organisator:innen von Parents for Future. „Es wäre zutiefst ungerecht, der jungen Generation den Kampf ums Klima alleine zu überlassen.“ Und tatsächlich: Beim Blick über die Menge fallen deutlich mehr gereifte Schöpfe ins Auge, als bei den bekanntermaßen von Jugendlichkeit geprägten freitäglichen Schulstreiks – die Strategie der demographischen Öffnung scheint aufzugehen.

Viele der Demonstrant:innen brechen, kaum angesprochen, in Begeisterung über die späte Terminierung aus: „Die Zeit ist gut, ich hoffe, das etabliert sich“, sagt die Bürokauffrau Jenniffer Kröger (38). Auch die Forscherin Cornelia Auer (42) saß bis eben noch am Schreibtisch und ist froh: „Man ist ja sonst auf Samstagsdemos beschränkt.“

Demo-Besucher Hartmut Ehmler ist gar versucht, die Parallele zu den Montagsdemos vor dem Mauerfall zu ziehen: „Der Termin gibt mir Hoffnung, dass die Bewegung wachsen kann“, sagt der 51-Jährige. Die Wende-Proteste sind dabei sicherlich das genehmere Vorbild als die berüchtigten Montagsdemos der Verschwörer um Naidoo und Co.

Wieder übers Klima reden

Inhaltlich hallt in allen Redebeiträgen vor allem die Empörung über den gerade beschlossenen Kohleausstieg nach. So auch bei Starredner Volker Quaschning, Professor für erneuerbare Energien von der HTW Berlin und Mitglied von Scientists for Future. „Die Regierung denkt, wir seien unverwundbar, aber Corona hat gezeigt, dass das nicht stimmt!“, ruft er.

Mit Corona hat unterdessen ein weiteres Ziel des neuen Arbeitnehmer:innen-freundlichen Demo-Formats zu tun. Nachdem die Pandemie in den letzte Monaten alle anderen Themen erstaunlich gründlich verdrängt hat, soll nun das Klima zurück auf die Tagesordnung gehieft werden. „Die Corona-Krise spüren die Leute hier und jetzt, aber die Klimakrise eben erst in 20 Jahren“, sagt Marc Schwingel (41) von Parents for Future: Tatsächlich konnten die Online-Events, die Fridays for Future während der Kontakbeschränkungen veranstaltet hat, trotz teilweise durchaus bemerkenswerter Beteiligung nicht an die Zahlen der großen Klimastreiks von 2019 anknüpfen.

Ob die Rückkehr auf die Straße nebst Erschließung neuer Altersgruppen gelingt, wird sich zeigen. Schade eigentlich, dass sich arbeitende Klimakritiker:innen in Sachen Kompromisslosigkeit nicht mehr von den Schüler:innen abgucken. So ein waschechter Streik fürs Klima innerhalb der Arbeitszeit würde der Veranstaltung sicherlich einiges mehr an Aufmerksamkeit einbringen.

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