Zweierlei Maß in Kita und Schule

Während in Kitas Regelbetrieb anläuft, mauern Lehrervertreter

In Bremen können seit Montag wieder alle Kinder ihre Kindertagesstätten besuchen. Es gibt keine Beschränkungen der Gruppengrößen, dafür müssen die Träger mindestens 20 Stunden Betreuung pro Woche pro Kind anbieten. Je nach Personalsituation können das auch mehr sein – oder weniger. Denn wenn eine päda­gogische Fachkraft in einer Gruppe ausfällt, sollen nach Möglichkeit nicht wie sonst üblich Erzieher*innen aus anderen Gruppen einspringen.

Damit ist Bremen das erste Bundesland im Norden mit der vollständigen Wiederaufnahme des „eingeschränkten Regelbetriebs“. Schleswig-Holstein hatte zwar schon zum 1. Juni die Notbetreuung aufgegeben, die Gruppen dürfen aber erst wieder ab Montag voll besetzt werden. Bis dahin waren maximal 15 Kinder zugelassen. Zum selben Datum beginnen Hamburg und Niedersachsen mit dem eingeschränkten Regelbetrieb.

Bei den Grundschulkindern sieht es anders aus. Obwohl das Ansteckungsrisiko bei diesen nach einhelliger Expert*innen-Einschätzung genau so gering ist wie bei Kindergartenkindern, kommen die Erst- bis Viertklässler*innen ab Montag in Bremen nur an vier Tagen für vier Stunden zusammen.

Und selbst das ist dem Personalrat der Schulen noch zu viel. Anfang der Woche verschickte er einen offenen Brief, in dem er sich darüber beschwert, dass Abstandsregelungen zwar auf Spielplätzen gelten, nicht aber in Klassenräumen. Zudem gebe es keine wirklich aussagekräftige Studie über das Infektionsgeschehen an Schulen und die Ansteckungsgefahr von Kindern.

Dabei sind die Bremer Lehrer*innen offenbar weniger ängstlich als ihre Personalvertretung. Nach Angaben der Bildungsbehörde ließen sich nur zehn Prozent aller Lehrer*innen vom Unterricht befreien, weniger als in einigen anderen Bundesländern. Erstaunlich nur, dass das Ansteckungsrisiko in Kindertagesstätten allgemein für geringer erachtet wird als in Schulen – wo meistens nur die Erstklässler*innen regelmäßig zum Kuscheln kommen. Aber vielleicht sinkt mit dem Einkommen auch die Infektionsgefahr. Eiken Bruhn