wie machen sie das?
: Der Golfball­recycler

Sascha Kruse ist Taucher und macht den Golfsport nachhaltiger. Er holt Golfbälle aus den Teichen, damit sie wieder benutzt werden können.

taz am wochenende: Herr Kruse, Sie verdienen Ihr Geld mit dem Verkauf von Golfbällen. Wie machen Sie das?

Sascha Kruse: Ich tauche in den Teichen auf Golfplätzen und sammle all die Bälle heraus, die da reingeflogen sind, dann wasche ich sie in einer Golfballwaschmaschine, schrubbe sie gegebenenfalls noch mal per Hand nach, sortiere sie und verkaufe sie als günstige zweite Wahl.

Davon kann man leben?

Und eine Familie ernähren. Ich habe damit schon vor 30 Jahren angefangen. Damals habe ich mein Taschengeld aufgebessert. Ich bin dann dabeigeblieben, hab meine Technik verfeinert und ein Gewerbe angemeldet. 2007 habe ich meinen Bürojob an den Nagel gehängt. Ich mache nichts anderes mehr.

Was findet man beim Golfballtauchen noch so im Wasser?

Man hat hin und wieder einen Golfschläger in der Hand. Häufiger aber Autoschlüssel, Haustürschlüssel, Armbanduhren, Portemonnaies. So Sachen, die reinfallen, wenn der Golfwagen ins Wasser fährt. Das passiert nicht so selten. Smart­phones hatte ich auch einige. Da schien mir, dass es den Leuten eher um die Versicherungssumme ging.

Wurden Sie schon mal von einem Golfball getroffen im Wasser?

Nee, knapp war es allerdings schon ein paarmal. Ich stelle so Schilder auf: „Achtung! Taucher vor Ihnen im Einsatz“, aber wenn die Spieler treffsicher wären, dann wäre der Teich ja nicht voll mit Bällen. Ich wurde noch nicht getroffen. Da bin ich froh. Wenn ich einen Hochgeschwindigkeitsschlag gegen die Stirn kriege, dann bleib ich direkt unten.

Wie abwechslungsreich ist dieser Beruf?

Es sind mehrere große Faktoren. Das Tauchen ist der eine Teil, das Waschen ist der Teil, den ich nicht so sehr mag, aber ohne geht’s nicht. Beim Sortieren ist es genauso. Und dann muss ich mich natürlich noch um den Verkauf kümmern. Ich verkaufe die Bälle über meine Internetseite ­golfballcomeback.de, arbeite aber auch mit einigen Golfplätzen zusammen. Der Verkauf ist ja das, was am wichtigsten ist.

Wie viele Bälle holen Sie jährlich so aus den Teichen?

Ich muss schon sehen, dass ich bei bis zu 150.000 Bällen lande. Die verkaufe ich dann, je nach Qualität des Balls, zwischen 8 Cent und 2 Euro.

Spielen Sie denn selber auch Golf?

Nee. Was ich hier treibe, ist schon sehr zeitintensiv. Wenn ich dann noch den ganzen Tag Golf spielen würde, wäre ich wahrscheinlich bald irre. Die Ausrüstung hätte ich mir zum Großteil aber schon zusammengetaucht.

Interview: Clemens Sarholz