piwik no script img

das ding, das kommtZwischen Menschen-Waren

Dieser – tja, wie heißt er denn nun? – Kundentrenner, hier ein finnisches Modell, verliert offenbar in Zeiten von Corona an Bedeutung Foto: Santeri Viinamäki/Wikimedia Commons

Bis heute ist man sich ja nicht wirklich einig, wie dieses Ding an der Kasse eigentlich – oder besser: am besten – heißt. Über seine Funktion scheint größere Einigkeit zu herrschen: die säuberliche Trennung all dessen, was uns Warenkonsument:innen an der Supermarktkasse sozusagen ausmacht. Und nun verzichten in Zeiten, in denen das Abstandhalten doch oberstes, sogar staatlich verordnetes Gebot ist, Supermärkte auf – tja, wie heißt dieses Ding denn nun? – den Kassenband-Abstandhalter, den Warentrenner oder – das Englische hat da wieder eher den Menschen im Blick – denCustomer Divider, also Kundentrenner.

Auf einem unlängst via Twitter verbreiteten Foto ist jedenfalls ein Schild zu sehen, auf dem ein Supermarkt verkündet, Abstand genommen zu haben vom materiellen Trennding, das ja potenzieller Virusüberträger ist. Für die gebührende ding-freie Lücke zwischen dem Klopapier des einen und dem Nudelvorrat des anderen sei nun jede:r Einkaufende selbst verantwortlich.

Dabei war der viel zu oft unumgesetzt verhallende Appell an die Vernunft doch – so hört man es immer wieder von den nun kurzerhand zu Held:innen des Alltags ernannten Geringverdienenden an den Kassen – einst Auslöser für Einführung des – auch das ein offenbar gebräuchliches Wort fürs Ding: Separators.

Denn für die ist ja im Eifer des Held:innenalltags so ein – noch ein schönes mögliches Wort für das Ding – Warenstromunterbrecher handfester Garant dafür, die Einkäufe des einen von denen der anderen unterscheiden zu können und so Missverständnissen, Falschberechnungen und also Auseinandersetzungen mit den Kund:innen aus dem Weg gehen zu können. „Miendientje“ – meins, deins – soll man übrigens tatsächlich in Ostfriesland zu diesem Ding sagen. Näher dran am Menschen ist im deutschen Sprachraum wohl kein anderer Ausdruck.

Nun muss man der Vollständigkeit halber erwähnen, dass die Kassen-Toblerone – wie der Trennbalken in der Schweiz seiner oft der Schokoladenmarke ähnlichen Form wegen angeblich gern genannt werden soll – im Supermarkt schon vor der Pandemie auf dem Rückzug war – wie die entsprechenden Jobs für damals noch meist gering geschätzte Geringverdiener ja auch, die sie täglich tausendfach diese Trennbalkengleitschiene zum nächsten Kunden entlangpfeffern.

Express-Kassen heißen diese Geräte, die vielleicht am ehesten davon künden, was uns nach der Corona-Krise im Einzelhandel ins Haus steht: Wer sich seinen Einkauf nicht von einer vor Menschenviren sicheren Drohne ins Haus liefern lässt, wird auch im Supermarkt häufiger mit Maschinenstimmen kommunizieren. Auf Dauer sind die viel, viel billiger als diese Wertschätzung qua Besserbezahlung der Systemrelevanten. Robert Matthies

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen