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Den Teufel aus dem Kopf vertreiben

Eine tolle Außenseiterstory: „Volevo nascondermi“ (Wettbewerb)

Elio Germano als Antonio Ligabue Foto: F.: Chico De Luigi

Von Fabian Tietke

Schüchtern lugt ein Auge zwischen dem Revers einer Jacke hervor und beobachtet den Arzt aufmerksam, als dieser das Zimmer betritt. Dieses eingeschränkte Sichtfeld ruft bei Antonio Ligabue Erinnerungen hervor: Als Kind wurde er von seinem Lehrer und später von seinen Pflegeeltern in einen Sack gesteckt, Erwachsene haben die Hoheit über ihn. Der Arzt, der unter einem Mussolini-Bild sitzt – das Geschehen spielt sich Anfang der 1920er Jahre ab –, löst einen Flashback aus.

Der Wettbewerbsbeitrag „Volevo nascondermi“ (wörtlich: „Ich wollte mich verstecken“) des italienischen Regisseurs Giorgio Diritti inszeniert die Lebensgeschichte des nach einer schweren Kindheit zum Maler gewordenen Antonio Ligabue. Man sieht, wie Ligabue, der kurz zuvor wegen Landstreicherei in der Schweiz des Landes verwiesen wurde, als junger Mann in einer kleinen Stadt in der Emilia-Romagna landet. Schwer nur gelingt es ihm, dort Fuß zu fassen, die ersten Jahre haust er in einer Hütte im Wald. Wann immer er die Stadt betritt, ist ihm der Spott der Einwohner sicher.

Er wächst auf in einer Pflegefamilie in der Schweiz. Die Gewalt des Lehrers und des Pflegevaters machen Ligabue die Kindheit zur Hölle. Die Pflegemutter redet ihm ein, ein Teufel habe sich in seinem Kopf eingenistet. Noch in späteren Jahren wird Ligabue versuchen, den Teufel aus seinem Kopf durch Selbstverletzungen zu vertreiben. Diritti zeigt das Leben weitgehend chronologisch, ordnet die Wechsel Ligabues zwischen Armenhaus, „Irrenanstalt“ und einer glanzvollen Karriere als Maler brav hintereinander an. Die Bilder, die Bildgestalter Matteo Cocco für den Film komponiert, entstehen bevorzugt im Zwielicht, wenn das Restlicht die Farben der Natur zum Leuchten bringt.

Allein, es bleibt das Grundproblem jedes Biopics, illustrativ eine bekannte Lebensgeschichte zu bebildern. Auch ein wenig Zeitengehüpfe zu Beginn des Film löst dieses Problem nicht. Vor der Ödnis bewahrt wird Giorgio Diritti letztlich vor allem von seinem Hauptdarsteller Elio Germani, der mit seiner Verkörperung Ligabues ein erster Anwärter auf den Schauspielerbären ist.

„Volevo nascondermi“ ist eine tolle filmische Außenseiterbiografie, die ihre Glücksmomente der Begegnung mit guten Menschen und seiner künstlerischen Begabung verdankt. Giorgio Dirittis Film ist ein inszenatorisch solider und schauspielerisch hervorragender Wettbewerbsbeitrag.

25. 2. 21.15 Uhr, Friedrichstadt-Palast, 1. 3. 9.30 Uhr, Zoo Palast

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