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Olle Kamellen im Karneval

Stereotype Verkleidungen sind in Hamburger Kitas unerwünscht

Sich beim Fasching richtig anzuziehen, ist nicht einfach. Zwar brauchen Kostüme aufgrund milder Temperaturen nicht mehr so warm zu sein wie dunnemals, als es noch Winter gab. Die Älteren erinnern sich. Dafür wird nun umso mehr darauf geschaut, was oder wen die Verkleidung darstellt.

Jungs gehen als Indianer, Mädchen als rosafarbene Prinzessinnen? Im vergangenen Jahr gab es in Hamburg eine Verkleidungsdebatte, ausgelöst durch die Bitte eines Kita-Trägers an die Eltern, bei der Wahl der Faschingstracht keine Stereotype zu bedienen. Die mediale Welle der Erregung schwappte hoch, schließlich verstehen die meisten Leute in der fünften Jahreszeit erst recht keinen Spaß.

In diesem Jahr ging das Diakonische Werk Hamburg den Karneval rechtzeitig an und lud zur Diskussion. Titel: „Sprechen wir über Kostüme“. Denn Fasching solle „lustig und respektvoll gestaltet werden“. Heißt: Keine Vierjährige muss den Genozid an den amerikanischen Ureinwohner*innen verinnerlicht haben, bevor sie als Cowgirl zum Kita-Fasching geht. Aber vielleicht gibt es Alternativen zu Blackfacing und Geschlechterrollen, die so oll sind wie Vorjahreskamellen?

Grundsätzlich spreche aus religionspädagogischer Sicht nichts gegen das Verkleiden, sagt Maike Lauther-Pohl, theologische Referentin für Religionspädagogik vom Verband evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein. „Man möchte es Kindern ermöglichen, in verschiedene Rollen zu schlüpfen.“ Sie wolle keine Verkleidungen verbieten, aber ein Bewusstsein schaffen: „Miteinander nachdenken statt Verbote.“ Ähnliches gelte in den Elbkinder-Kitas in Hamburg, sagt Sprecherin Katrin Geyer: „Unsere Kitas legen die Themen im Team und mit den Kindern kreativ und in großer Bandbreite fest.“ Wertschätzung und Kultursensibilität seien dabei Leitlinien.

Im Handel gibt es in diesem Jahr venezianische Prunkkostüme, Hexenkleider, Zauberermäntel und jeder Menge Disney-Figuren. Doch der Hit des Jahres sind Greta-Zöpfe. Im Netz wird gestritten, ob das eine Beleidigung oder Huldigung der Klimaaktivistin Greta Thunberg ist. Zumindest erzeugt es weniger Müll als Flitterkleidchen. Esther Geißlinger

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