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Bank schnüffelt Kundschaft hinterher

Die Hannoversche Volksbank hat die Schufa-Daten ihrer KundInnen überprüfen lassen. Sinn und Zweck: Die Bank wollte herausfinden, ob sie ihre Kundschaft besser per Mail oder Brief erreicht. Die niedersächsische Datenschützerin prüft nun, ob das rechtmäßig war

Von Sophie Lahusen

Wenn man wissen will, wie eine andere Person am besten zu erreichen ist, per Mail, per Post, per Telefon, würde man sie wahrscheinlich einfach direkt fragen. Die Hannoversche Volksbank hat einen anderen Weg gewählt: Sie arbeitete mit der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, besser bekannt als Schufa, zusammen, um an personenbezogene Daten ihrer KundInnen heranzukommen. Ganz im Sinne einer „verbesserten Kundenbetreuung“ lässt die Bank aktuell Schufa-Daten ihrer 220.000 KundInnen auswerten.

Die Bank informierte ihre Kundschaft darüber jedoch nicht selbst. Wie der Hannoverschen Zeitung von einem Betroffenen berichtet wurde, erhielten KundInnen der Bank von der Schufa die Mitteilung: „Hannoversche Volksbank eG hat eine neue Anfrage gestellt“, was zu Irritationen und Verunsicherung führte. Denn das Privatunternehmen sammelt vor allem Informationen darüber, ob und was für ein Konto eine Person besitzt, ob sie eine Kreditkarte hat oder Kredite aufgenommen wurden. Insgesamt verfügt die Schufa über Informationen zu 67,7 Millionen Personen und bewertet deren Kreditwürdigkeit.

Der Landesbeauftragten für Datenschutz Niedersachsen, Barbara Thiel (CDU), liegen zu diesem Fall aktuell zwei Beschwerden vor, denen jetzt nachgegangen wird, wie Pressesprecher Johannes Pepping bestätigt. Die Rechtsgrundlage für diese Datenübermittlung von der Schufa an die Volksbank müsse geprüft werden. In vielen Fällen berufe sich die Schufa bei Datenübermittlungen auf Artikel 6 der Datenschutzgrundverordnung, wonach Daten verarbeitet und weitergegeben werden können, wenn es ein „berechtigtes Interesse“ gibt, beispielsweise bei der Prüfung einer Kreditwürdigkeit.

Ob dies auch dann vorliegt, wenn eine Bank wissen möchte, ob sie ihren KundInnen lieber einen Brief oder eine E-Mail schreiben soll, prüfen die niedersächsischen DatenschützerInnen nun. Dass es für die Datenübermittlung keine Rechtsgrundlage gebe, könne zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, sagt Pepping.

Bei der Schufa gespeicherte Daten seien besonders sensibel, weil sie „unter Umständen sehr viel über die Lebensumstände der Betroffenen verraten können: Bankkonten, Handyverträge, Kredite, Leasingverträge etc.“ Als Nächstes werden die Landesbeauftragte für Datenschutz jetzt die Volksbank und die Schufa anhören.

Worum es genau geht, erklärt der Pressesprecher der Hannoverschen Volksbank, Markus Volck: Die Schufa analysiere, wie online-affin eine Person bei ihren Finanzen sei. Ist sie bei einer Direktbank oder hat sie sogar einen Online-Kredit?

Auf Nachfrage bei der Volksbank, wieso man nicht einfach eine Kundenbefragung gemacht habe, erwidert Volck, dass dies „eine andere Hausnummer und wesentlich aufwendiger“ sei. Da habe man das Angebot der Schufa gerne angenommen.

Mehrfach wies er auch auf die hohe Transparenz des Prozesses hin: Vergangenen Juni erhielten alle 220.000 KundInnen einen 28-seitigen Brief von der Bank, wo in einem Absatz über die „Zusammenarbeit“ mit der Schufa zum Thema „verbesserter Kundenkontakt“ informiert wurde. Hier habe es auch den Verweis auf das Widerrufsrecht gegeben, wenn man keine Analyse der eigenen Daten durch die Schufa wünsche.

Die Volksbank verschickte einen 28-seitigen Brief an die KundInnen, immerhin ein Absatz informierte über die Schufa-Abfrage

Dass sich wohl kaum jemand 28-seitige Briefe seiner Bank in aller Ausführlichkeit durchliest, weiß auch Pressesprecher Volck: „Realistisch gesehen macht das doch niemand.“ Trotzdem betont er, dass der Prozess aufgrund dieses Briefes „sehr transparent“ gewesen sei und keineswegs hinter dem Rücken der KundInnen. Dass manche KundInnen nun ein zweites Mal über den Prozess von der Schufa benachrichtigt wurden, war der Volksbank vorher nicht bewusst – und wohl auch nicht so recht.

Personen, die bei der Schufa ein zahlungspflichtiges Upgrade abonniert haben, das sie automatisch über Änderungen ihrer Daten informiert, bekamen per Mail oder SMS eine Benachrichtigung über den Antrag ihrer Bank. „Dafür wollen wir uns auch entschuldigen, weil es zu Irritationen geführt hat“, das sei nicht ihre Absicht gewesen, sagt Volck. Eigentlich hätten sie „etwas Gutes im Schilde geführt“.

Schufa und Volksbank sind sich einig. Die Abfrage sei im „völligen Kundeninteresse“ geschehen. Auch Ingo Koch, Pressesprecher der Schufa, sagt, dass diese Analyse „pro Verbraucher“ ausgerichtet sei. Es ginge schließlich darum, die Kommunikation der Bank an die Vorlieben der KundInnen anzupassen. Datenverarbeitungen der Schufa beschränkten sich „generell nicht auf ‚finanzgebundene’ Zwecke“. Allerdings würden Betroffene „hierüber immer entsprechend informiert“.

Und auch um ein weiteres – gesellschaftlich höchst erwünschtes – Argument sind die beiden Akteure nicht verlegen: Hinter der ganzen Analyse stecke nicht zuletzt auch ein Nachhaltigkeitsaspekt. Findet man bei der Analyse heraus, dass viele KundInnen von der Bank lieber per Mail als per Post angeschrieben werden wollten, ließe sich sehr viel Papier einsparen, sagt Volck. Die Hannoversche Volksbank sei schließlich auch eine „ökologische Volksbank“ – mit Nachhaltigkeitsgedanken.

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