: Spazierengehen bleibt verboten
Die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald will wieder Touren anbieten. Vorerst bleibt das Gebiet gesperrt
Von Marthe Ruddat
Es sah kurz so aus, als würden die Parteien vorübergehend Frieden schließen: Nach Wochen, in denen der Vollhöfner Wald für die Öffentlichkeit gesperrt war, hatte sich die Klimaschutzinitiative zum Erhalt des Waldes mit der Hamburg Port Authority (HPA) darauf verständigt, dass sie wieder Bürger*innen bei Sonntagsspaziergängen durch den Wald führen darf. So berichtet es die Initiative. Vergangenen Sonntag hätte es wieder so weit sein sollen. Doch dann nahm die HPA ihre Genehmigung laut der Initiative wieder zurück – offenbar auf Anweisung der Wirtschaftsbehörde.
Der Wald gehört der HPA. 50 Jahre lang war das Gebiet sich selbst überlassen. Seltene Tiere und Pflanzen siedelten sich an. Weil die Fläche aber zum Hafenerweiterungsgebiet gehört, sollte der Wald für ein Logistikzentrum platt gemacht werden. Um auf die Dringlichkeit des Erhalts aufmerksam zu machen, veranstaltete die Initiative seit August die Spaziergänge.
Im Oktober besetzten Aktivist*innen die Bäume. Währenddessen verkündete der Senat, dass bis 2023 nicht geplant sei, „einen Eingriff in die Baumsubstanz der Vollhöfner Weiden vorzunehmen“. Als die letzten Besetzer aufgegeben hatten, wurde der Wald gesperrt.
Seither veranstaltet die Initiative sonntags eine Kundgebung vor dem Gelände, möchte aber gerne auch wieder die naturkundlichen Spaziergänge organisieren. „Wir wollen den Leuten zeigen, was verloren ginge, wenn der Wald gefällt würde“, sagt Petra Denkinger von der Initiative. Die Genehmigung für die Spaziergänge sei unter Auflagen erteilt worden: Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der HPA sollte daran teilnehmen. Sobald es Anzeichen für eine mögliche erneute Besetzung sichtbar gegeben hätte, wäre die Erlaubnis erloschen. „Mit den Auflagen hatten wir überhaupt kein Problem“, sagt Denkinger.
Trotzdem darf vorerst nur noch der Naturschutzbund (Nabu) rein. „Naturschutzfachliche Begehungen des Areals mit Begleitung durch die HPA oder auch Kartierungen seitens des Nabu“ seien erlaubt, heißt es von HPA und Wissenschaftsbehörde. Kundgebungen dürften dort nicht stattfinden. Die Frage, ob und warum die Spaziergänge als Kundgebung gewertet werden und ob eine Zusage wieder zurück genommen wurde, ließen beide bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Initiative und der Nabu wollen weitere Gespräche führen, um wieder Besucher*innen durch den Wald führen zu können.
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