Studie zu Ozean-Erwärmung: Hitze im Meer, Feuer an Land
Eine neue Untersuchung zeigt: Nie waren die Ozeane so warm wie heute. Das bedroht das Leben im Meer und begünstigt Riesenfeuer wie in Australien.
![Feuer in australien aus der Luft Feuer in australien aus der Luft](https://taz.de/picture/3909233/14/24526246-1.jpeg)
„Die zunehmende Hitze in den Meeren ist einer der Hauptgründe, warum die Erde 2019 zunehmend katastrophale Feuer am Amazonas, in Kalifornien und Australien erlebt, die sich in Australien bis nach 2020 erstrecken“, heißt es in einer aktuellen Untersuchung von 14 renommierten Klimaforschern.
Unter der Leitung von Lijing Cheng von der chinesischen Akademie der Wissenschaften beschäftigen sich die Forscher in der Fachzeitschrift Advances in Atmospheric Sciences mit der „Rekordhitze in den Ozeanen 2019“.
Ihr Fazit: Seitdem überhaupt Meerestemperaturen gemessen werden, waren die oberen 2.000 Meter der Ozeane noch nie so warm wie im vergangenen Jahr. Die vergangenen fünf Jahre waren demnach die wärmsten fünf seit 1950.
Ozeane speichern 90 Prozent der Wärme
Die Meere speichern über 90 Prozent der Wärme, die durch den verstärkten Treibhauseffekt erzeugt wird, sie werden dadurch wärmer und dehnen sich aus. Mehr gelöstes CO2 steigert den Säuregrad des Wassers. Und je saurer und wärmer die Ozeane werden, desto mehr nimmt ihre Fähigkeit ab, CO2 zu speichern.
Der Bericht „beruht auf und bestätigt“ den Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zu den Meeren im Klimawandel von 2019, sagt Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut zur taz. Der Biologe ist einer der Herausgeber des IPCC-Berichts. Es sei wichtig, in der Klimadebatte die „Dienstleistung der Ozeane“ zu würdigen.
Diese werde aber durch mehr Wärme und Säure gefährdet, schreiben die Autoren der aktuellen Studie: Erwärmung reduziert die Fähigkeit des Wassers, Sauerstoff aufzunehmen und „beeinträchtigt signifikant das marine Leben, vor allem Korallen und andere Organismen, die auf veränderte Temperaturen und chemische Zusammensetzung empfindlich reagieren“, heißt es.
Wärmere Ozeane führten zu höherer Luftfeuchtigkeit, mehr Regen und mehr Überschwemmungen und zu einem „extremeren Wasserkreislauf und mehr Extremwetter (besonders Hurrikane und Taifune)“, warnen die Autoren weiter. Da im Klimawandel tendenziell die Tropen durch mehr Tiefdruckgebiete feuchter und die Subtropen durch mehr Hochdruckzonen trockener würden, passe die langjährige Dürre im subtropischen Australien ins Bild.
Ob und wie konkret die Feuerkatastrophe in Australien mit dem Klimawandel zusammenhängt, wird derzeit von Forschern erst untersucht. Erste Ergebnisse werden für Ende Januar erwartet.
So langsam die Erwärmung der Ozeane durch die Trägheit der gewaltigen Wassermassen vorangeht, so wenig sei sie noch zu stoppen, heißt es in der Studie zur Rekordhitze im Meerwasser: Selbst wenn die CO2-Emissionen aufhörten, gingen die Prozesse im Meer noch lange weiter. Trotzdem sei Klimaschutz notwendig, so die Forscher: Je geringer die Emissionen, desto beherrschbarer die Risiken durch die Erwärmung der Meere.
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