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Jenseits der Norm

Für Tennistalente, die nicht nach den Vorgaben von Verbänden lernen wollen, tun sich immer häufiger Alternativen auf. Dass auch diese zum Erfolg führen, zeigt die 15-jährige Tea Lukic aus Gifhorn

Von Christian Otto

Sie fliegt bereits zu Turnieren für Damen, um Weltranglistenpunkte zu sammeln. Tea Lukic ist erst 15 Jahre alt und schon ein gutes Beispiel dafür, wie man sich als Talent dem Profitennis annähert. Mit ihrem Vater, der hauptberuflicher Trainer ist, und in ihrem Verein TC Grün-Weiß Gifhorn sind die Grundlagen dafür gelegt worden.

Dieser Heimvorteil von Tea Lukic ermöglichte ein Abweichen von der Norm. Eigentlich läuft Talentförderung anders. Lernen beim Dorfverein, als Talent zu einem Großstadtklub wechseln und dann zum Bundesstützpunkt in Hannover berufen werden: Das wäre in Niedersachsen handelsüblich. Wer das nötige Kleingeld oder den Trainer in der Familie hat, kann einen individuelleren Weg wählen.

Wenn Tea Lukic vom 7. bis 9. Februar erstmals für Deutschland aufschlägt, wird die Systemfrage wieder offensichtlich. Sie ist für das Team nominiert, das bei der Europameisterschaft-Qualifikation in Karlskrona (Schweden) in der Altersklasse U 16 antritt. Dass Bundestrainerin Barbara Rittner ein Nachwuchs-Ass berufen hat, das gar nicht unter der Obhut des Deutschen Tennis Bundes (DTB) betreut und gefördert worden ist, gleicht einem Erkenntnisgewinn. Denn was der Verband mit Hilfe von Fördermitteln und bestens ausgebildeten Trainern organisiert, hat mittlerweile starke Konkurrenz. Manchmal sogar gleich um die Ecke.

So leitet der frühere Profi Sascha Nensel in Peine eine private Akademie. „Dein Weg zum Profi“ – mit diesem Claim wird dort die Chance beworben, zum Berufsspieler ausgebildet zu werden. Das mag individueller gelingen als an einem Bundestützpunkt, kostet aber auch eine ganze Menge.

Andere Lösungen

Grundsätzlich sorgt Konkurrenz für Vielfalt. Wer sich in den Strukturen des DTB und des Tennisverbandes Niedersachsen Bremen (TNB) gut aufgehoben fühlt, findet am Bundesstützpunkt in Hannover beste Bedingungen – zum Beispiel mit einer psychologischen Betreuung und der Anbindung an den Olympiastützpunkt in Hannover.

Wer der Meinung ist, dass das Lernen nach den Vorgaben eines Sportverbands nicht sein Ding ist, findet andere Lösungen. Die von Nensel ist eine. In immer mehr Vereinen entstehen Akademien, die vor allem von jenen Trainern mit Leben gefüllt werden, die nicht die Grundidee von TNB oder DTB teilen. Immer mehr ehemalige Profis versuchen, außerhalb der sportpolitisch organisierten Fördersysteme etwas Besseres auf die Beine zu stellen.

Der Weg von Tea Lukic ist so oder so ein interessanter. Viele Asse wie einst Stefanie Graf oder aktuell Alexander Zverev sind zum Großteil vom eigenen Vater trainiert worden. Milan Lukic fördert das Talent seiner Tochter, deren klares Ziel es ist, Profi zu werden.

Tea gilt als Bewegungstalent, das auch schon Titel im Hip-Hop/Streetdance gesammelt hat. Sie lebt nicht in einem Tennis-Internat, sondern nutzt kurze Wege und hat bisher eine ganz normale Schule besucht. Bei der EM in Schweden tritt sie für einen Verband an, der nicht für ihre Förderung zuständig war und trotzdem auf ihre Siege hofft.

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