: Opferhelferkommt wieder vor Gericht
Nach Freispruch vom Vorwurf der sexuellen Belästigung: Berufungsprozess gegen den ehemaligen Leiter des „Weißen Rings“ in Lübeck
Der Indizienprozess gegen Detlef H. wird neu aufgerollt: Wie die Lübecker Staatsanwaltschaft am Dienstag bestätigte, steht der frühere örtliche Leiter der Opferschutzorganisation Weißer Ring im kommenden Jahr wieder vor Gericht. Die zweite Hauptverhandlung werde vor dem Landgericht stattfinden – „wegen der Bedeutung der Sache“, so Sprecherin Ulla Hingst gegenüber der Deutschen Presseagentur. Die Anklagebehörde hatte schon die erste Verhandlung vor dem Landgericht führen wollen.
Ende September hatte das Amtsgericht den 74 Jahre alten H. vom Vorwurf des Exhibitionismus freigesprochen. Ihm war vorgeworfen worden, sich im April 2016 bei einem Beratungsgespräch vor einer Klientin entblößt zu haben. Insgesamt lagen der Staatsanwaltschaft 29 Vorgänge vor. 20 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, andere waren etwa schon verjährt. In vier Fällen kam es zur Anklage, einer davon wurde am Ende zur Hauptverhandlung zugelassen: Zehn Verhandlungstage lang beschäftigte sich das Gericht dann mit dem Vorwurf, H. habe vor einer 41-jährigen Klientin sein Geschlechtsteil entblößt. Der Angeklagte bestritt dies.
Gegen den Freispruch legten Staatsanwaltschaft und Nebenklage Berufung ein. Mit Erfolg: „Die komplette Beweisaufnahme wird noch einmal durchgeführt“, sagte Hingst den Lübecker Nachrichten. Unter Umständen können in einer solchen Berufungshauptverhandlung sämtliche Zeug*innen erneut gehört werden, die in der ersten Instanz erschienen waren. (dpa/taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen