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Generationen, vereinigt Euch!

Luis ist jung und macht Musik für das Klima, David hat schon vor vierzig Jahren für die Umwelt demonstriert. Am Freitag begegneten sie sich bei der Globalen Klimademo in Berlin

Von Céline Weimar-Dittmar

Luis packt mit seiner Band, der „Provinzcrew“, sein Equipment ein. Die letzten der circa 60.000 Demonstrant*innen des globalen Klimastreiks in Berlin laufen langsam an ihnen vorbei. Neben ihm steht ein älterer Mann auf dem sich leerenden Potsdamer Platz. Neongrüne Mütze, eingehüllt in Schal und dicke Jacke. In der rechten Hand hält er ein Schild: „Heißer Klimax, statt heißes Klima!“.

Von heißem Klima war früher schon die Rede, „aber in dem Ausmaß war das eben noch nicht Thema“, erzählt er dem jungen Musiker, als die Beiden ins Gespräch kommen. Das „damals“, von dem David berichtet, ist ungefähr 40 Jahre her. Über die Ausmaße des Klimawandels berichtete man bereits, „aber wir haben das auch gerne wieder vergessen. Anti-Atomkraft war nun mal das große Thema.“ 1977 sollten in Gorleben eine Brennelementefabrik sowie eine Wiederaufarbeitungsanlage, ein Endlager und weitere Atomanlagen entstehen. Lange war der Themenschwerpunkt innerhalb der „Öko-Bewegung“ daher nicht der Klimaschutz. Der Klimawandel war nicht sichtbar genug, um als dringendes Thema wahrgenommen zu werden.

„Jetzt sehen wir Wüstenbildung. Sehen, dass Menschen auf der Flucht sind, weil sie durch das Klima eben keine Lebensgrundlage mehr haben. Wir sehen es auch schon hier bei uns, die heißen Sommer…“, erzählt Luis. Deshalb fingen er und seine Band an, gesellschaftskritische Texte zu schreiben und die Klimastreiks musikalisch zu untermalen.

Aber wo sind eigentlich diejenigen, an dessen Seite David bereits vor 40 Jahren protestierte und blockierte, sind sie auch da? „Ich bedaure, dass es immer wieder die jungen Leute sein müssen, die das anschieben. Und die Älteren… wir sind nicht leicht aus dem Knick zu kriegen.“ Die Generationen müssten zusammenkommen, Erfahrungen austauschen. Neu sei in der Bewegung vor allem die Kommunikation, auch auf Versammlungen und Demos, durch Handzeichen und Codes.

Jung und alt, gemeinsam aktiv. Das erlebte Luis auch im Sommer im Hambacher Forst, dort waren auch Ältere dabei. Und auf den Straßen werden es immer mehr. Doch sind noch immer nicht genug Menschen wach geworden, darin sind sich David und Luis einig. Beide meinen, die Leute um einen herum seien am besten zu erreichen, indem man ein Erstaunen hervorruft und so zum Handeln inspiriert. Besonders die Alten. Das kann im privaten Umfeld funktionieren und einen Schneeballeffekt auslösen.

Schnee liegt zwar noch keiner, doch Luis‘ Bandkollegen winken ihm bibbernd vor Kälte zu, dass es langsam Zeit ist zu gehen. Bevor er sich verabschiedet, appelliert der junge Aktivist an Davids Generation: „Hört nicht auf zu wachsen!“. Darauf erwidert David: „Liebt Euren Widerstand“. Sie verabschieden sich und verlassen den Platz in entgegengesetzte Richtungen. Bis zum nächsten Freitag, an dem sie erneut für dasselbe Ziel zusammenkommen. Die Rettung des Klimas.

Die Autorin ist Journalistin

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