piwik no script img

Die dunkelgrüne Seite des Kapitals wächst

Auch bei vielen konventionellen Investoren findet ein Umdenken in puncto Nachhaltigkeit statt

Anleger aus aller Welt setzen nach wie vor auf Aktien von Firmen, die wenig mit nachhaltigem Wirtschaften am Hut haben. Zwar liegt der Marktanteil von nachhaltigen Geldanlagen bei bisher nur wenigen Prozentpunkten, doch erwarte man für diese Nischenprodukte seitens der Frankfurter Beratungsgesellschaft Cofinpro AG zukünftig einen deutlichen Anstieg. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie „Nachhaltige Geldanlagen 2019“, die Cofinpro im August mit durchgeführt hat und bei der 160 Finanzexperten befragt worden sind: „Immer mehr Investoren werden in den kommenden Jahren ihre Portfolios umschichten. Vor allem institutionellen Anlegern wird zugetraut, Umwelt- und Governance-Themen voranzutreiben“, heißt es bei Cofinpro. Jeder dritte Befragte erwarte, dass der Marktanteil für nachhaltige Investments bis 2025 auf mindestens 40 Prozent steigen wird. „Es sind die institutionellen Anleger, die verstärkt auf nachhaltige Geldanlagen setzen und dieser Produktpalette zum Durchbruch verhelfen“, meint Gerald Prior, Vorstandsvorsitzender der Cofinpro. „Gründe dafür sind einerseits strengere Auflagen für Fonds, die vermehrt an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet sein müssen. Andererseits findet in der Branche auch ein Umdenken statt.“

Dies müssen ökologisch orientierte Banken wahrlich nicht. Obgleich von der mächtigen, konventionellen Bankenwelt ob ihrer ethisch-ökologischen Kriterien lange Zeit nur müde belächelt, sind Anbieter von ausschließlich grünen Anlageprodukten heute wohlbekannte Marktteilnehmer. Und werden von manchem Wettbewerber mittlerweile eifersüchtig beäugt. Brummt es doch in den Filialen derzeit mächtig.

„Seit Frühling dieses Jahres kommen mehr Menschen als jemals zuvor zu uns, wir registrieren zu 1.000 Neukunden pro Woche“, freut sich Christof Lützel, Sprecher der nachhaltig und ökologisch ausgerichteten GLS Bank, über ein gestiegenes Bewusstsein für (dunkel-)grüne Geldanlagen. Er erklärt sich dies damit, „dass immer mehr Menschen durch den Klimawandel sowie anderen Themen aufgerüttelt werden und nun zu einer grünen Bank wechseln wollen“. Doch man solle „sehr genau hinschauen, wohin man geht, um nicht auf Greenwashing-Angebote hereinzufallen“. Denn nicht alles ist auch wirklich grün, was als grün dargeboten wird.

Dierk Jensen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen