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Kontrolle auf dem Klo

In Hannover wurden Mitarbeitende einzelner Klubs ausgebildet, bei sexualisierter Gewalt im Nachtleben einzuschreiten

Von Alina Götz

Hannover geht mit einem Modellprojekt gegen sexualisierte Gewalt und Belästigung in Nachtklubs und Bars vor. Kern des Projekts sind Schulungen, die für Mitarbeitende der beteiligten Veranstaltungsorte durchgeführt wurden und zu einer sensibilisierten Haltung und zu unterstützenden Handlungen der Angestellten führen sollen.

Der Zusammenschluss „We take care“ aus Klubs, Kulturzentren und Beratungsstellen hatte vor anderthalb Jahren begonnen, unter Koordinierung des Referats für Frauen und Gleichstellung der Landeshauptstadt eine gemeinsame Haltung zu entwickeln. Es sei gar nicht leicht gewesen zu benennen, wie sexualisierte Gewalt aussehe und wann sie anfange, sagt Maren Gehrke, Hannovers stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte.

Von den Beratungsstellen wurden anschließend Schulungen für die Angestellten der beteiligten Klubs durchgeführt. „Garderobe, Theke, Technik – alle sollten lernen, wie man proaktiv handeln kann“, sagt Gehrke. Der Grundgedanke war, dass Betroffene sich nicht selbst Hilfe suchen müssen, sondern dass diese auch von außen kommen kann. In den Schulungen wurde vermittelt, wie sich sexualisierte Gewalt zeigt: „Das fängt mit Begrabschen, nervigen Blicken und sexistischen Kommentaren an“, sagt Gehrke. Auch sei es darum gegangen, wie deeskalierendes Einschreiten aussehe, wie es gelinge, die betroffene Person mit ihren Bedürfnissen im Blick zu behalten und sie bei Bedarf an weitere Beratungsangebote zu vermitteln.

Die beteiligten Klubs haben zudem individuelle Konzepte entwickelt. Im Leitfaden des Pavillons Hannover, der gemeinsam mit rund vierzig geschulten Mitarbeitenden entwickelt wurde, ist beispielsweise die regelmäßige Kontrolle von schwer einsehbaren Räumen und den Toiletten festgelegt. „Außerdem haben wir aufgeschrieben, dass sich auch das gesamte Team gegenseitig in Notsituationen unterstützt“, sagt Projekt-Ansprechpartnerin Melissa Kespohl.

Angestoßen wurde das Vorhaben durch einen Beschluss des Gleichstellungsausschusses. Besonders auffällig sei die Lage in Hannover nicht, sagt Gehrke. „Aber es gibt überall im Nachtleben Probleme mit sexualisierter Gewalt.“ Die Frage sei nur, wie aktiv dies benannt und damit sichtbar werde. „We take care“ wird ab sofort in den beteiligten Veranstaltungsorten umgesetzt, darunter Béi Chéz Heinz und Café Glocksee. Studierende der sozialen Arbeit evaluieren das Projekt.

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