das portrait: Martin Harnik hat auf Umwegen sein Ziel erreicht
Zwischen Martin Harnik und dem Hamburger SV ist es so wie in der Liebe: Schon im Jugendalter merken beide, dass sich ihre Wege irgendwann kreuzen werden. Nur dauert es manchmal etwas länger als gedacht.
Harnik hat das Fußballspielen auf einem Bolzplatz im Hamburger Stadtteil Kirchwerder gelernt und ist in der Nachwuchsabteilung des SC Vier- und Marschlande groß geworden. Er hat viel in seinen Traum investiert, einmal beim großen HSV zu spielen. Als er mit seinem Heimatclub den Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga schafft, scheint er seinem Ziel nah zu sein. Ein Scout ruft bei seinem Trainer Thorsten Beyer an und teilt mit, dass sein Kumpel Max Kruse und er das Interesse des HSV geweckt hätten. Danach passiert nicht mehr so viel. Die Bemühungen sind eher oberflächlich, Harnik und Kruse wechseln zum SV Werder Bremen. Ausgerechnet Bremen, der Erzfeind der Rothosen. Eine schmerzhafte Erfahrung für beide Seiten. Der HSV hat zwei Talente aus dem Hamburger Umland verloren; Harnik das Vertrauen, dass es sein Verein ernst meint mit ihm.
Im Laufe seiner Karriere gibt es immer wieder Kontakt nach Hamburg. Mal glühen die Drähte heißer, mal bleibt es bei einem kurzen Flirt. Harnik hat in der Zwischenzeit bei drei anderen Clubs gespielt: Fortuna Düsseldorf, VfB Stuttgart und Hannover 96. Erst im Sommer 2019 geht der Traum des inzwischen 32-jährigen österreichischen Nationalspielers – sein Vater stammt aus der Steiermark – in Erfüllung. „Ich muss gestehen, dass ich auch zu jeder schwierigen Zeit nach Hamburg gewechselt wäre“, sagte Harnik nach seinem Wechsel der Bild-Zeitung. „Wenn der HSV angefragt hat, war ich immer Feuer und Flamme.“
Das sieht man nun auch auf dem Platz. Der Stürmer ist in vielerlei Hinsicht ein vorbildlicher Profi, bringt seine Erfahrung ein und stellt eigene Interessen hintenan. Für das Ziel Wiederaufstieg würde er sogar auf seinen Stammplatz verzichten, obwohl es gerade so gut läuft für ihn und seinen HSV. Es muss wahre Liebe sein. Am Samstag gewann das Team 6:2 gegen den VfB Stuttgart und verteidigte die Tabellenspitze. Auch Harnik traf. Daniel Jovanov
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen