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#Pilzesuchen#Pilzesammeln#Pilzeposten

Foto: Deepol/Plainpicture

Für mich einfach komplett abgehängt wer heute nicht seine selbst gesammelte Pilzpfanne in die Insta-Story ballert“, twitterte ein geschätzter SZ-Kollege am vergangenen Sonntagabend. Ich antwortete ihm sofort mit einem Foto von der Pfanne, mit meinen selbst gesammelten Brandenburger Waldpilzen. Maronen, Steinpilze, Butterpilze. In weniger als eineinhalb Stunden war der Korb randvoll.

In der Familien-WhatsApp-Gruppe werden seit Tagen Pilzfotos gepostet. Wir sind uns einig: ein herrliches Pilzjahr. Für mich ist Pilzesammeln Kindheit, Jugend, Gegenwart.

Viele andere junge Menschen – so das Ergebnis von Ich-Empirie im Nahumfeld und bei Social Media – entdecken diese ursprüngliche Art der Nahrungsbeschaffung aber gerade erst für sich. Fragen nach guten Pilzwäldern, setzen sich in S-Bahnen und Autos, gehen „in die Pilze“ – wo sie auf skeptische Blicke von Ü50-Ur-Pilzsammlern in Funktionsjacken treffen – und posten dann ihre Pilzkörbe, Pilzpfannen, Pilzsammeloutfits bei Twitter, Facebook, Instagram.

Was in den vergangenen Jahren das Pferderennen für junge bis mittelalte Großstadtmittelklassemenschen war, ist jetzt das Pilzesammeln. Was beim einen der Reiz des Wettens, ist beim anderen der urmenschliche Trieb des Suchens und Sammelns. Weitere Gemeinsam­keiten: Gemeinschaftsgefühl, Angeber-Bilder, frische Luft.

Was die Pilze gegenüber den Pferden jedoch auszeichnet: Pilze sind keine Tiere. Sie werden nicht zu Höchstleistungen gequält und man kann sie ohne schlechtes Gewissen essen. Und: Man weiß, woher sie kommen. Passt also bestens zum gesunden Zeitgeist. Dazu noch das Restrisiko, ob nicht doch ein kleiner Giftpilz im Korb liegt, dieses kleine bisschen Adrenalin. Paul Wrusch

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