Jugendwort des Jahres wird abgeschafft: Mach's gut, du Wort!

Es wird in Zukunft kein „Jugendwort des Jahres“ mehr geben. Das war zwar ohnehin überflüssig, dennoch ist sein Ende bedauerlich.

Schriftzug "I bims", das Jugendwort 2017

„I bims“ war mal lustiger Internethumor. Und der altert schlecht Foto: Revierfoto

Jedes Jahr kurz vor der Adventszeit ist es so weit: Der Langenscheidt-Verlag verkündet der in Vorfreude erstarrten Nation das „Jugendwort des Jahres“. 2008 wurde das mal als Marketinggag für das Lexikon der Jugendsprache des Verlagshauses erdacht. In der Zwischenzeit aber hat sich das zu einer festen Größe im Kalender bizarrer Absurditäten entwickelt, mit denen die Tagespresse ihre kleinen Meckerformate (so wie dieses hier) zuverlässig bestücken konnte.

Denn nicht nur war es so, dass die gekürten Wörter von Anfang an recht oft erkennbar alles andere waren als gängige Jugendsprache. In mindestens einem Fall war das Siegerwort (Smombie – ein Kofferwort aus Smartphone und Zombie, ausgewählt im Jahr 2015) von den Langenscheidtern schlichtweg erfunden. Man könnte also sagen, was diese kleine PR-Perle angeht, kannte der „Niveaulimbo“ (Siegerwort 2010) einfach kein Ende.

Bis jetzt. Denn mit dem Jugendwort ist es nun vorbei. Obwohl einige der Jugendwörter durchaus ganz „fly“ waren (2016) und „Swag“ (2011) hatten, ist in diesem Jahr Schluss mit dem Unfug. „Läuft“ (2014) bei Langenscheidt halt nicht mehr so gut, seit der „Babo“ (2013) von Pons gekommen ist, den Laden gekauft und die dortige „Gammelfleischparty“ (2008) mit den Worten „I bims (2017), die Innenrevision“ ordentlich aufgemischt hat.

Man wünscht den „Ehrenmännern und Ehrenfrauen“ (2018) von Langenscheidt, dass sie jetzt nicht „hartzen“ (2009) müssen, aber hey, „Yolo“ (2012).

Wer übernimmt?

Hier übrigens noch ein Hinweis: Die Marke „Jugendwort des Jahres“ ist nicht geschützt. Vielleicht erbarmt sich ja noch jemand und übernimmt den Staffelstab von Langenscheidt. Klar, niemand braucht das Jugendwort. Aber es kann ja auch nicht immer nur um die unmittelbaren Notwendigkeiten gehen.

Anders als der Verein Deutsche Sprache, der teutonisch verkniffen die Reinheit arischen Wortguts gegen jeden Hauch der Lebendigkeit und Lebensnähe verteidigt, mit seinen kruden Manifesten gegen Anglizismen und den Genderwahn, ist der Werbeabteilung des Langenscheidt-Verlages über die Jahre immerhin etwas ziemlich Wunderbares gelungen: nämlich humorvolle Diskussionen anzustoßen – und selbst mit den blödesten Vorschlägen noch Interesse und Spaß an Sprache zu wecken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.