heute in hamburg: „Das Ende wirkt wie ein Versprechen“
Dokumentarfilm „Ihr kriegt uns hier nicht raus“ über die Besetzung der Roten Flora und Gespräch mit Rasmus Gerlach:
20 Uhr, Rote Flora, Eintritt frei
Interview Katharina Gebauer
taz: Herr Gerlach, was macht Achim Buttmanns Doku im Hinblick auf die Geschichte der Roten Flora als autonomes Kulturzentrum besonders?
Rasmus Gerlach: Der Film zeigt die komplette Besetzungszeit, er zeigt die Besetzung selbst mit den Aktivist*innen, deren Persönlichkeiten teilweise in Vergessenheit geraten sind sowie das Besetzerplenum. Damit stellt er ein historisches Dokument dar, später war das Filmen von Plena ja nicht mehr erlaubt. Jetzt, zum dreißigjährigen Jubiläum, wirkt das Ende des Films wie ein Versprechen. Ich habe den Film damals gesehen und es ist ein passender Moment, ihn wiederzubeleben. Persönlich habe ich noch die Demos der damaligen Zeit in Erinnerung, auf denen ich als Student mitgelaufen bin.
Welchen Zeitraum der Besetzung deckt der Film ab?
Er umfasst die gesamte Besetzung, vom Wegtragen der Gitter des Bauzauns auf der Baustelle bis hin zur Inbesitznahme des Gebäudes, während bereits Musik- und andere Kunstveranstaltungen stattfanden.
Wie wirkt diese Stimmung in die Gegenwart hinein, in der die Flora nach 30 Jahren noch immer besetzt ist?
Die Stimmung war damals eine ganz andere, sie klingt ganz anders nach, als ich sie in Erinnerung habe. Rund um das Schulterblatt war die Atmosphäre komplett anders, wie eben auch das ganze Schanzenviertel. Nach dem Brand hat sich auch der Stil der Roten Flora verändert, sie war ja auch mal ein Kino. Früher habe ich dort mit Freunden Nicaragua-Kaffee getrunken und selbst Filmveranstaltungen gemacht. Dann gab es einen kreativen Aufbruch der Performances. Seitdem stellt die Rote Flora eine besondere Kraft im Kunstgeschehen dar. Allerdings spürt man mittlerweile auch den Druck der Gentrifizierung.
Muss der Film an die Gegenwart angepasst werden?
Es ist eine Überlegung wert, ob der Film einen neuen Soundtrack mit dem Sound der Straße auf dem Schulterblatt bekommt. Er wird zudem akustisch restauriert und digitalisiert, morgen läuft er noch in der originalen Form von früher. Das verdeutlicht die damaligen Umstände, als man für Filmvorführungen noch den Projektor reinschleppen musste.
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