heute in hamburg
: „Es werden tierlose Betriebe entstehen“

Vortrag „Aus Nutztierhof mach veganen Hof“ von Sarah Heiligtag, aus der Veranstaltungsreihe des Hamburg Animal Rights Talk: ab 19 Uhr in der Fabrique im Gängeviertel, Valentinskamp 34, ausverkauft

Interview Inga Kemper

taz: Frau Heiligtag, wie würde eine Welt ohne Schlachthöfe aussehen?

Sarah Heiligtag: Ich halte ja heute einen Vortrag darüber, wie wir angefangen haben, einen veganen Hof aufzubauen und wie sich daraufhin viele Bauern aus der Milchindustrie, der Schweine- oder Hühnerproduktion gemeldet haben und gesagt haben: Ihr bietet mir eine Alternative, die ich schon seit Jahren suche. Ich möchte das, was ich täglich machen muss, den Tieren nicht mehr antun.

Gäbe es denn dann noch Tiere wie Schweine, Kühe oder Hühner?

Ich rede von der jetzigen Zeit als Übergangsphase, in der wir noch Tiere aus miserablen Bedingungen retten können und die auf solche veganen Höfe ziehen. Es gibt dann eine schöne Art des Zusammenlebens: Wie Hunde und Katzen kann man auch andere Tiere als Mitbewohner haben. Es werden aber viel weniger und es werden viele tierlose Betriebe entstehen oder sind schon entstanden.

Wie kann vegane Landwirtschaft zu einer Option für Bauern und Bäuerinnen werden?

Das ist die einzige Option, die wir haben werden. Wir werden einfach das auf den Feldern anbauen, was wir Menschen und vielleicht unsere Tierfreunde essen und müssen nicht mehr den Umweg über die Mast machen, wofür viele Felder besetzt werden. Damit haben wir viel mehr landwirtschaftliche Fläche, können mehr Menschen ernähren und haben weniger ökologische Schäden.

Wie wichtig sind Gefühle im Umgang mit Tieren?

Foto: privat

Sarah Heiligtag, 40, ist Ethikerin, Landwirtin und gründete mit ihrem Mann einen veganen Hof für gerettete Tiere.

Die sind wichtig, weil Mensch und Tier Gefühle haben. Für viele Menschen ist ja der Hund der beste Freund. Genauso kann man auch zu Schweinen, die noch intelligenter sind, schnell eine emotionale Bindung aufbauen. Das sehe ich auch bei den Bauern, die sich eigentlich wegen der Gefühle an uns wenden, die sie haben, aber nicht zulassen können, weil sie die Tiere umbringen müssen.

Werden Tiere durch diese Haltung nicht vermenschlicht?

Das tun wir zu 0,0 Prozent. Es geht darum, den Bedürfnissen der spezifischen Tiere und Menschen gerecht zu werden. Dass das Schwein nicht im Auto mitfährt, weil mein Sohn das auch mag, ist klar. Ich versuche zu verstehen, was Tobi das Schwein braucht. Einige Bedürfnisse haben natürlich alle Schweine. In den Basisbedürfnissen sind wir aber alle gleich, egal ob Huhn, Mensch oder Schwein: Wir wollen alle leben, essen, spielen, Begegnungen haben, die Sonne sehen und das Wetter fühlen.