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Polizeitritte beim Konzert

Demo-Abschlusskonzert endet in rüdem Einsatz der Polizei, bei dem mindestens ein Beamter seine Nummer verbirgt

Von Lotta Drügemöller

Ein Punkkonzert in Walle endete am Donnerstagabend mit einem Polizeieinsatz, bei dem mehrere Aktivist*innen leichte Verletzungen davontrugen. Ursprünglich hatte das Konzert zugunsten der Seenotretung am Ölhafen-Platz im Hagenweg stattfinden sollen. Doch das Bauamt hatte am Vortag davon gehört – und ein generelles Veranstaltungsverbot fürs Gelände ausge­sprochen. „Für Bühnen muss ein Bauantrag gestellt werden, es braucht Rettungswege“, so Jens Tittmann, Sprecher des Bau­ressorts, zur taz.

Die Ölhafen-Crew veranstaltete stattdessen eine Demo durch Walle, vorbei am AfD-Büro, hin zum Wartburgplatz. Dort spielte die Punkband Cholera Tarantula vor etwa 80 Zuschauer*innen ein Abschlusskonzert, so wie es bei der Spontananmeldung der Demo angekündigt worden war.

Die Polizei zeigte schon zuvor starke Präsenz und patrouillierte durch den Stadtteil. Drei Streifenwagen und drei Gruppenkraftwagen hatten den Bauwagenplatz belegt, weitere Streifenwagen standen an beiden Enden des Hagenwegs. „Dieser Aufwand für ein Konzert kam uns total unverhältnismäßig vor“, sagt Rosa Bergmann vom Ölhafen-Kollektiv.

Zur Eskalation kam es, als die Polizei das Konzert nach einigen Songs abbrechen wollte und gegen die Musiker vorging. „Die Einsatzkräfte wurden bedrängt, sodass man sich den Zugang teilweise mit körperlicher Gewalt erzwingen musste“, beschreibt das die Presse­stelle der Polizei. Konzertgäste wurden getreten und zu Boden geschubst. Eine junge Frau, die berichtet, von einem der Beamten mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden zu sein, hat nun selbst mit einer Anzeige zu rechnen: Widerstand gegen die Staatsgewalt heißt der Vorwurf.

Problematisch könnte sein, dass nicht alle Beamten ihre Nummern zeigten – die müssen während eines geschlossenen Einsatzes eigentlich offen getragen werden. Sogar auf mehrfache Nachfrage reagierte einer der Beamten nicht und behielt seine Jacke an. Die Polizei wird dem Fall nachgehen.

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