die drei fragezeichen
: „Eine Mehrwertsteuer wäre sinnvoller“

Foto: Öko-Institut e. V.

Martin Cames, Bereichs­leiter für Energie & Klimaschutz am Öko-­Institut e. V., ist Experte für Klima- und Umweltpolitik.

1 taz am wochenende: Herr Cames, ist die von der CSU vorgeschlagene „Strafsteuer“ für Billigflieger eine gute Idee?

Martin Cames: Ich bin da ziemlich skeptisch. Zuerst einmal ist es wichtig festzustellen, dass nur sehr wenige Flüge überhaupt zu „Kampfpreisen“ unter 10 oder 20 Euro zu haben sind. Die meisten Flugtickets sind auch bei Billigfliegern teurer. Bei einer Aufstockung auf mindestens 50 Euro pro Ticket wären die Preis­aufschläge also eher gering. Ich denke nicht, dass das in diesem Preissegment die Konsumenten wirklich vom Fliegen abhält. Außerdem ist es möglich, dass durch eine solche Steuer eigentlich wirksamere Maßnahmen behindert werden.

2 Welche denn?

Sinnvoller wäre die Einführung einer Kerosinsteuer. Bisher betanken wir unsere Flugzeuge nämlich komplett steuerfrei. Zudem wäre dem Klima mehr geholfen, wenn wir im internationalen Luftverkehr eine Mehrwertsteuer einführen würden. Dann würden nicht nur Billigflüge teurer, sondern alle Tickets. Die gesamt­wirtschaftliche Wirkung wäre viel höher. Noch wichtiger wäre die Förderung synthetischer Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien. „E-Fuels“, CO2-neutrale Kraftstoffe, bieten vielversprechende Perspektiven für einen nachhaltigen Flugverkehr.

3 Für wie realistisch halten Sie eine Billig­ticket-Steuer?

Sie ist zumindest technisch und juristisch möglich. Außerdem scheint im Moment ein Zeitfenster dafür da. Viele KonsumentInnen erkennen, dass der Luftverkehr den individuellen ökologischen Fußabdruck beeinflusst. In Zeiten von Fridays for Future kann ich mir vorstellen, dass solche Vorschläge ernsthaft diskutiert werden.

Fragen: Tobias Schmidt