piwik no script img

fahren im lichtTram schlägt U-Bahn

Eine tolle Nachricht für den Hamburger Haushalt: Weil die Zinsen so niedrig sind, muss die Stadt auch für ihre Altschulden weniger Zinsen bezahlen. Das Abendblatt druckte dazu eine eindrucksvolle Kurve, auf der die Zinsausgaben der Stadt von Jahr zu Jahr nach unten purzeln. Statt einer satten Milliarde Euro, wie noch 2002, muss Hamburg 2019 nur noch rund 400 Millionen Euro für die Altschulden berappen. Weil mit mehr gerechnet wurde, gibt es 100 Millionen mehr zum Ausgeben.

Doch das schöne Geld erblickt nicht für lange Zeit das Tageslicht, sondern soll unter die Erde. „Zinstief hilft beim Bau der U5“, titelte die Zeitung. Das Geld kommt ins „Sondervermögen“ Schnellbahnausbau. Milliardenteure Investitionen in Tunnel könnten nun realisiert werden. Das ist schlecht für die Kritiker solcher Tiefbaupolitik, etwa die Bürger in Horn, die nicht wollen, dass dort für 1,9 Kilometer einer U4-Verlängerung in offener Bauweise 800 Bäume fallen.

Statt sie für den U-Bahn-Bau zu sparen, könnte man mit dem Geld tolle Straßenbahnen bauen. Die Faustformel lautet: für einen Kilometer U-Bahn gibt es zehn Kilometer Straßenbahn, also statt 5,8 Kilometer U5 von Bramfeld in die City Nord lägen 58 Kilometer Straßenbahn in einem Ring um die Stadt drin.

Dafür spräche auch die Beliebtheit der Tram. In anderen Städten haben Strecken, die von Bus auf Straßenbahn umgestellt werden, viel mehr Fahrgäste, weil die Menschen sich dort wohl fühlen und das Schienenfahrzeug zuverlässig und komfortabel ist.

Da Geld da ist, zieht die SPD mit der Idee kostenloser Schülerfahrkarten in den Wahlkampf. Schön. Nur braucht die Stadt dafür auch Verkehrsmittel, denen Eltern ihre Kinder gern anvertrauen. Und das ist eher die gemütliche Tram mit Tageslicht als die überfüllte U-Bahn unter Tage. Kaija Kutter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen