Brandursache Sperrmüll

Müllverbrennung sorgte für Brand in dem asiatischen Großmarkt Dong Xuan Center im Juli. Polizei sieht fahrlässige Brandstiftung, Bewusstsein für Brandschutz im Center wächst

Die Feuerwehr am 4. Juli bei der Arbeit im Dong Xuan Center Foto: Annegret Hilse/reuters

Von Marina Mai

Bei dem Feuer Anfang Juli im Dong Xuan Center geht die Polizei von fahrlässiger Brandstiftung aus. „Die bisherigen Ermittlungen deuten darauf hin, dass der Brand durch das Inbrandsetzen von Sperrmüll vor der später abgebrannten Halle verursacht worden ist“, sagt Polizeisprecherin Anja Dierschke und bestätigt damit in Teilen Beobachtungen von vietnamesischen Mietern des riesigen Asia­markts in Lichtenberg.

Die hatten der taz beschrieben, dass eine Großhändlerin am Brandtag alte Möbel und Verpackungen aussortiert hatte und diese durch Männer hat entsorgen lassen, die sich auf dem Asiamarkt schwarz ihren Lebensunterhalt durch das Einsammeln und Entsorgen von Müll verdienen. So genaue Angaben machte die Polizei nicht. Aber einen technischen Defekt als Brandursache, den die Polizei wenige Tage nach dem Feuer am 4. Juli noch in Erwägung zog, schließt sie inzwischen aus.

Laut Polizei gäbe es einen Tatverdacht gegen einen „Berechtigten zur Beseitigung des Sperrmülls“, eine Beteiligung weiterer Personen sei nicht ausgeschlossen, da werde aber noch ermittelt. Wer den Mann beauftragte, den Sperrmüll zu beseitigen, sagt die Polizei nicht. Das Dong Xuan Center antwortete nicht auf eine Frage der taz.

Am 4. Juli waren Schiffscontainer und eine 5.000 Quadratmeter große Lagerhalle, in der unter anderem hoch explosive Chemikalien für Nagelstudios sowie leicht entflammbare Textilien und Einwegfeuerzeuge lagerten, vollständig abgebrannt. Die Rauchschwaden waren im Westen der Stadt bis ins Regierungsviertel und im Osten bis ins Brandenburger Umland zu sehen. Der Verkehr war in Lichtenberg großflächig umgeleitet worden. Ein Feuerwehrmann war bei den Löscharbeiten verletzt worden. Mehrere asiatische Großhändler hatten ihre gesamte Ware verloren. Es war bereits der sechste Brand seit dem Jahr 2007 in dem riesigen Asiamarkt sowie an benachbarten Lagerhallen.

Das war Anlass für das Dong Xuan Center, den Brandschutz zu verbessern. An den Hallen hängen neuerdings Hinweisschilder, wonach das Grillen sowie die Müllablagerung auf dem Gelände untersagt sind und mit Geldbußen zwischen 500 und 1.000 Euro durch den Asiamarkt geahndet werden können.

Lange wurde vor einigen Restaurants im Center ganz selbstverständlich gegrillt. Zudem wird in einzelnen Restaurants Wildschwein verkauft, das direkt von Jägern aufgekauft wird, so heißt es in sozialen Netzwerken von Vietnamesen. Den Tieren wurden den Berichten von Augenzeugen zufolge zuvor in unmittelbarer Restaurantnähe mit Schweißlampen die Borsten verbrannt.

Die Feuerwehr hatte am Brandtag außerdem die schlechte Versorgung mit Hydranten auf dem Gelände kritisiert. Einem Feuerwehrsprecher zufolge hatte das Löschwasser durch weit entfernte Hydranten geholt werden müssen, wodurch vor Beginn der Löscharbeiten wertvolle Zeit vergangen war.

Man ermahnt sich, nicht mehr in den Verkaufsräumenzu kochen

Ein Mitarbeiter von Lichtenbergs Baustadträtin Birgit Monteiro (SPD) erklärt der taz allerdings, technische Kontrollen der Hydranten durch Sachverständige hätten keine Mängel ergeben. Das Löschwassernetz auf dem Gelände sei aber veraltet und damit unzuverlässig. Ein neues Brandschutzkonzept sei darum in Arbeit.

Die bezirkliche Bauaufsicht erarbeitet zudem für die asiatischen Mieter auf dem Areal Merkblätter zum Brandschutz. Hier hat sich durch den Brand aber auch das Bewusstsein für Prävention verbessert.

Auf Facebook ermahnen sich Vietnamesen nun gegenseitig, nicht mehr mit Propangaskochern in ihren Verkaufsräumen zu kochen. Die daneben liegende Verkaufsware könne dadurch leicht entflammen, so heißt es.