Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Eigentlich war das Grundkonzept der vom amerikanischen Showproduzenten Florenz Ziegfeld Jr. geschaffenen Nummernrevue „Ziegfeld Follies“ das Gegenteil von allem, was man mit Musicals verbindet: Viele attraktive Mädchen in hübschen Kostümen traten in aufwändigen Dekorationen mehr oder weniger auf der Stelle. Mit Dynamik hatte das nur wenig zu tun. Im MGM-Klassiker „Ziegfeld Girl“ (1941) von Robert Z. Leonard (die Musical-Sequenzen inszenierte Busby Berkeley) ist mit Judy Garland nur eine der drei Hauptdarstellerinnen ein ausgewiesener Musical-Star: Ihre Figur schafft – dank Talent und harter Arbeit – auch im Film den Durchbruch. Lana Turner, die Königin des Groschenmelodrams, versinkt hingegen in Selbstmitleid und Alkohol, während Hedy Lamarr, der das Zeughauskino gerade eine Retrospektive widmet, dem Showbusiness abschwört und sich ganz auf den Ehemann konzentriert. Der Film zeigt sehr schön das Dilemma von Lamarrs Karriere auf: Das Mädchen von nebenan hätte ihre Nische sein können, doch immer wieder steckte man sie als mondäne Exotin in Glitzerkostüme (OF, 18. 8., 20 Uhr, Zeughauskino).
Otto Kullberg (Henry Hübchen) hat Probleme. Denn der populäre Schauspieler wird alt, und er trinkt deutlich zu viel Alkohol – aber das mag er nicht wahrhaben. Doch da die Filmproduktionsfirma von seinen eklatanten Gedächtnislücken die Nase voll hat, engagiert sie mit dem deutlich jüngeren Arno Runge (Markus Hering) kurzerhand Ersatz. Fortan werden Ottos Szenen noch einmal mit Arno gedreht, für den Fall der Fälle. Irgendwie reißt sich Otto zusammen, aber demütigend ist die Situation für beide Männer. Nach einigen eher intimen Filmen griff Regisseur Andreas Dresen für „Whisky mit Wodka“ (2009) ordentlich in die Vollen: Hier gibt es „großes“ Kino mit Stars, üppigen Production Values, einer Film-im-Film-Geschichte (Sexskandal im mondänen Seebad der 1920er-Jahre) und hinreißender Lust am Fabulieren (15. 8., 21.15 Uhr, Freilichtbühne Weißensee).
Die Métro wird bestreikt, da kann man schon mal zur Anarchistin werden. Jedenfalls Zazie, die rotzfreche und etwas frühreife Göre, die in Louis Malles „Zazie dans le Métro“ (1960) mit Bomben wirft und Paris in ein vergnügliches Chaos stürzt. Die Sprachdekonstruktion der Romanvorlage von Raymond Queneau übersetzen Malle und sein Koautor Jean-Paul Rappeneau in ein formales Experiment mit wahren Orgien der Destruktion und vielen Hommagen an die Kollegen der Nouvelle Vague, deren Filmsprache Malle hier benutzt – und gleichzeitig parodiert (15. 8., 22 Uhr, Babylon Mitte).
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