Bankräuber macht auf Ehrenmann

Bei dem Überfall hat ein 70-jähriger Angeklagter einen Angestellten lebensgefährlich verletzt

Privat gab er den Gentleman, als Bankräuber brachte er jedoch beinahe einen Sparkassenmitarbeiter um. Das geht aus Berichten von Zeugen hervor, die am Montag im Prozess gegen einen 70 Jahre alten Angeklagten am Landgericht aussagten. „Er war immer sehr höflich und freundlich und nett“, sagte ein ehemaliger Vermieter (94), den der Angeklagte mit Handschlag im Gerichtssaal begrüßte.

Der heute 70-Jährige habe zusammen mit seiner Mutter in der Wohnung in Ochsenwerder gelebt und seine Miete immer pünktlich in bar bezahlt, erklärte der Senior.

Von den Vorstrafen seines Mieters als Bankräuber habe er gewusst, sagte der 94-jährige ehemalige Taxiunternehmer. Der Angeklagte habe ihm damals aber gesagt, er habe seine Strafe abgesessen und sei „sauber“.

Eine Schülerin, die den Überfall vom 12. Januar 2017 auf die Hamburger Sparkasse in der Holstenstraße miterlebte, hatte den Angeklagten von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Sie hatte Todesangst, als der Täter auf einen Angestellten schoss. „Ich habe mich so gefühlt, als wenn ich in der Schusslinie gewesen wäre“, sagte sie laut einem verlesenen Protokoll in einer vorhergehenden Gerichtsverhandlung. Am folgenden Tag sei sie in der Schule zusammengebrochen.

Dem 70-jährigen Angeklagten werden drei Überfälle auf Hamburger Sparkassen vorgeworfen, bei denen er insgesamt rund 25.000 Euro erbeutet haben soll. Weil er bei der Tat im Januar 2017 auch auf einen Mitarbeiter der Sparkasse schoss, geht es in der Anklage nicht nur um schwere räuberische Erpressung, sondern auch um versuchten Mord. Der 70-Jährige hat die Überfälle und auch den Schuss zugegeben, eine Tötungsabsicht aber bestritten.

Ein Arzt, der an der Notoperation zur Rettung des Angestellten beteiligt war, bestätigte vor Gericht, dass der damals 45-Jährige in Lebensgefahr schwebte. (dpa)