: Risiko einer Immobilienblase in Deutschland
Trotz Warnung könnte sich die Lage allerdings auch demnächst leicht entspannen, so eine neue Studie
Angesicht rasant steigender Mieten und Kaufpreise fürchten Ökonomen eine Immobilienblase in Deutschland. Das Risiko einer spekulativen Übertreibung liege derzeit bei 92 Prozent, schätzte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Die Autoren sprachen von einer „explosiven Preisentwicklung“, die sich von den Immobilienerträgen entkoppelt habe. „Für Deutschland stehen die Signale zumindest auf Gelb.“ Bis Ende des Jahres werde sich die Lage aber etwas entspannen und das Risiko auf 84 Prozent abnehmen.
Preissteigerungen würden zur Gefahr, wenn Investoren Wohnungen nicht zur eigenen Nutzung kauften, sondern auf höhere Preise setzten und das vornehmlich durch Kredite finanzierten, erklärte Studienautor Konstantin Kholodilin. Hierzulande würden Wohnungskäufe aber weiter relativ solide finanziert. Zudem habe sich das Preiswachstum in großen Städten zuletzt verlangsamt, weshalb das Risiko der Immobilienblase sinke.
Dennoch dürfe die Politik nicht ihre Hände in den Schoß legen, warnte das DIW: Sie müsse Grundlagen schaffen, um in den Markt einzugreifen. Zuvor hatte das Handelsblatt über die Studie berichtet.
Ökonomen können die Wahrscheinlichkeit von Preisblasen mit statistischen Modellen und Indikatoren wie dem Wachstum der Kreditvergabe, den verfügbaren Einkommen oder den Zinsen prognostizieren. Mit Sicherheit ließen sich spekulative Übertreibungen aber nicht vorhersagen, schränkte das DIW ein. Die Ökonomen nutzen auch Verfahren des maschinellen Lernens. Hohe Risiken für Immobilienblasen sahen sie vor allem in Skandinavien, den USA und der Schweiz.
Auch die Bundesbank hat mehrfach gewarnt, Wohnungen und Häuser in deutschen Städten seien bis zu 30 Prozent überteuert. Übernehmen sich Immobilienkäufer mit Schulden, können Kredite bei Banken platzten und diese in die Bredouille bringen – ein Risiko für die Wirtschaft.
Laut einer Studie des Instituts Deutsche Bank Research vom März diese Jahres haben sich die Immobilienpreise von 2009 bis 2018 in besonders beliebten Städten wie Stuttgart, Hamburg oder München im Schnitt um 95 Prozent erhöht, also fast verdoppelt. Auch in unattraktiven Lagen gab es ein Plus von 60 Prozent. Besonders betroffen ist Berlin, wo im Vergleich zu westdeutschen Städten die Preise immer noch relativ niedrig seien. Rekordsteigerungen gab es allerdings bei Berliner Reihenhäuser: Die verteuerten sich binnen eines Jahres um 14 Prozent.
Der Trend könnte weitergehen: Prognosen gehen davon aus, dass die Stadt bis 2030 um 260.000 Menschen wächst. (dpa, taz)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen