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heute in hamburg„Jetzt ist auch mal genug“

Meet-up „Digitales Bewusstsein“: 19 Uhr, Cowork-Bude 14, Forsmannstraße 14b, Winterhude

Interview Carlotta Kurth

taz: Frau Brauer, ich erreiche Sie gerade über Ihr Handy, dabei geht es in Ihrem Workshop „Digitales Bewusstsein“ darum, dass die Digitalisierung eher einen Stressfaktor darstellt. Wie passt das zusammen?

Sandra Brauer: Für mich geht es bei digitalem Bewusstsein darum, wie man bewusst mit digitalen Tools umgeht, sei es beruflich oder privat. Ich trainiere selber gerade mit dem Flugmodus. Meistens ist das Handy aber lautlos. Ich wechsle also immer zwischen Flugmodus, leise und total verfügbar.

Wann lassen Sie Ihr Handy weg?

Wenn ich mit anderen Menschen in Kontakt komme, also analoge Interaktionen führe, dann ist das Handy in der Tasche und komplett weg. Ich versuche es auch in der freien Natur nur für Fotos kurz herauszuholen und dann wieder einzustecken. Manchmal gestaltet es sich sehr schwierig, weil es mein Job ist, mich in der digitalen Welt aufzuhalten und gleichzeitig den Umgang damit bewusst zu gestalten.

Warum ist es wichtig, nicht rund um die Uhr erreichbar zu sein?

Wenn wir ständig verfügbar sind und ständig Impulse und Input durch das Handy kriegen, auch von Netflix oder von Mailsystemen auf der Arbeit, hängt das Gehirn in der Dauerschleife der Informationsverarbeitung. Das führt dazu, dass wir uns kaum noch erholen können. Hier liegt die Gefahr.

Fühlen Sie sich persönlich von der digitalen Welt überfordert?

Nein, das nicht, ich fühle mich eher von mir selbst überfordert, wenn ich die digitalen Reize zulasse. Die Herausforderung ist es, die Masse an Informationen, die uns zur Verfügung steht, zu selektieren und zu sagen : „Jetzt ist auch mal genug.“

Foto: Romy Gessner

Sandra Brauer, 38, hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als Trainerin unter anderem für Stressmanagement

Klingt doch aber eigentlich gut, eine Vielzahl an Informationen zur Verfügung zu haben.

Ja, ich bin auch ein absoluter Fan der Digitalisierung. Die digitalen Tools sollen nur kritischer genutzt werden. Je bewusster wir grundsätzlich mit unserer Welt umgehen, nicht nur mit der digitalen, desto mehr können wir sie selbst gestalten und mitwirken.

Der Workshop, den Sie heute Abend geben, ist aber analog?

Ja, es gibt nicht mal einen Beamer. Es ist ein analoges Treffen zu einem digitalen Thema. Es ist eine Art Open-Space-Veranstaltung, die dazu einlädt, dass die Teilnehmer die Agenda selbst bestimmen. Menschen sollen in den Austausch kommen und zum Nachdenken animiert werden. Wie der weitere Abend verläuft, weiß ich nicht genau. Das macht es spannend.

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