Purzelchen bei Union Berlin: Fans wollen mehr als Bratwurst
Tradition wird bei Union Berlin groß geschrieben – auch beim Essen. Mit einer Petition setzen sich Fans für ihre liebgewonnene Leibspeise ein.
In der Alten Försterei, dem Stadion von Union Berlin, gibt es eine ganz besondere Köstlichkeit: Purzelchen. Das sind süße Teigbällchen, die in Fett ausgebacken werden. Ein Fan hat bei Twitter geschrieben, die Purzelchen seien der Grund, warum sein Kind mit ins Stadion kommt. Doch die „leckeren Bällchen zum Naschen“, wie sie der Verkäufer nennt, werden nicht mit in die erste Liga aufsteigen, weil dem Betreiber der zwei Purzelchen-Imbisswagen gekündigt wurde.
Als Union im Mai gegen Magdeburg gespielt hat, hing ein herzförmiges Schild an einem Wagen: „Team Purzelchen bedankt sich für 10 Jahre Treue“. Noch am selben Tag haben Fans eine Petition gestartet. Rund 1.900 Unterstützende setzen sich dafür ein, dass die Purzelchen bleiben. Ihnen geht es vor allem um Tradition. Die Purzelchen seien ein Alleinstellungsmerkmal und eine „tolle Leckerei“, um die der Verein von Gästen oft beneidet werde.
In wenigen Tagen ist die Unterschriftensammlung beendet. Dass die Petition etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Beim Betrieb der Wagen sei es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten gekommen, hieß es im Mai vonseiten des Vereins gegenüber der B. Z. „Wir finden es schade, aber wir verstehen es“, sei deshalb die Haltung der meisten Fans, sagt Union-Anhänger Olaf Forner. Er arbeitet unter anderem am Programmheft mit, die neuen Hefte fährt er im Union-Bus ins Stadion.
„Die Purzelchen haben alle gerne gegessen“
Oft stand Forner mit dem Bus – einem historischen Feuerwehrfahrzeug – direkt gegenüber vom Purzelchen-Wagen. „Die Purzelchen haben alle gerne gegessen“, erzählt er. Auch Kuchen habe es gegeben und zwar „alles vegan“. Der Stand sei so beliebt gewesen, „weil es halt etwas anderes ist als Bratwurst und Bier“, so Stefanie Fiebrig. An Spieltagen ist sie meist als Fotografin im Stadion und schreibt für einen Union-Fanblog.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Sie sieht die Sache ähnlich wie Olaf Forner. Es sei zwar schade, dass die Purzelchen gehen müssen; was die Vereinstradition angeht, gebe es aber wichtigere Dinge. Zum Beispiel, dass es mehr Steh- als Sitzplätze gibt und die Preise stabil bleiben.
„Eine kleinere Kleinigkeit kann es eigentlich kaum geben“, sagt auch Union-Sprecher Christian Arbeit. Man sei „im Guten auseinandergegangen“ und der Verein habe sogar das Rezept für die Purzelchen bekommen. Die Teigbällchen sollen in der kommenden Saison wieder angeboten werden, von einem neuen Betreiber.
Die Purzelchen lassen sich mit unserem inoffiziellen Rezept übrigens leicht selber machen. Dazu verrührt man 250 g (veganen) Quark, 300 g Mehl, 100 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Backpulver, 40 ml (Soja-)Milch und 40 ml Sprudelwasser zu einem Teig und lässt ihn 10 Minuten ruhen. Danach formt man kleine Kugeln und frittiert sie 3–4 Minuten lang in heißem Öl. Die warmen Bällchen können mit Zimt, Zucker oder Marmelade serviert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!