Der lange Schatten des Bauriesen

Perus Ex-Präsident Alejandro Toledo in den USA festgenommen. In Peru ist er wegen Korruption angeklagt

Von Jürgen Vogt, Buenos Aires

Perus Ex-Präsident Alejando Toledo sitzt in den USA in der Arrestzelle. Toledo, von 2001 bis 2006 im Amt, war am Dienstag im US-Bundesstaat Kalifornien aufgrund eines Auslieferungsantrags aus seinem Heimatland festgenommen worden. Am Freitag soll entschieden werden, ob der 73-Jährige das Auslieferungsprocedere in Haft oder auf freiem Fuß verbringen soll.

Toledo wird beschuldigt, mindestens 25 Millionen Dollar an Schmiergeldern von der brasilianischen Baufirma Odebrecht erhalten zu haben. Als Gegenleistung für die Millionenzahlungen sollte Toledo den Bau einer Autobahn genehmigen. Die Zahlungen sollen über den als Strohmann fungierenden israelisch-peruanischen Unternehmer Josef Maiman geflossen sein. Der Unternehmer hatte dies Anfang des Jahres gegenüber der peruanischen Justiz bestätigt, woraufhin die Staatsanwaltschaft in Lima Klage gegen Toledo und seine Frau Eliane Karp wegen Geldwäsche erhob und für beide ein Haftstrafe von jeweils 16 Jahren und 8 Monaten fordert. Dagegen bestreitet Toledo alle Vorwürfe.

Die Ermittlungen gegen Toledo sind nur ein Teil des Korruptionsskandals um den Baumulti Odebrecht. Von 2001 bis 2015 soll Odebrecht rund 790 Millionen US-Dollar Schmiergelder an Politiker und deren Strohmänner in mindestens zehn lateinamerikanischen Ländern gezahlt haben. Diese Summe nannte ein New Yorker Gericht, das gegen den Bauriesen ermittelte. Von der dreistelligen Millionensumme sollen etwa 30 Millionen Dollar nach Peru geflossen sein.

Schon vor Monaten hatte sich Odebrecht mit den peruanischen Behörden auf die Zahlung einer Geldstrafe sowie die Übergabe von Informationen und Dokumenten für weitere Ermittlungen geeinigt.

Im Zuge der gesamten Ermittlungen stehen nicht weniger als vier ehemalige peruanische Präsidenten im Visier der Staatsanwaltschaft. Im vergangenen April hatte sich Alan García (1985–1990 und 2006–2011) durch Suizid seiner Festnahme entzogen. Pedro Pablo Kuczynski (2016–2018) saß bereits in Untersuchungshaft und wartet nun im Hausarrest auf seinen Prozessbeginn, ebenso wie sein Amtsvorgänger Ollanta Humala (2011–2016).

Dazu gesellt sich die Opposition. Seit vergangenen Oktober sitzt die zweifache Präsidentschaftskandidatin Keiko Fujimori, Tochter des verurteilten Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, in U-Haft, ebenso wie Limas frühere Bürgermeisterin Susana Villarán. Dagegen war Alejandro Toledo bereits 2017 in den USA untergetaucht, um einer 18-monatigen Untersuchungshaft zu entgehen.