Désirée Fischbach sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Seenotrettung ist kein Verbrechen! Oder doch? Immerhin: Rackete ist wieder frei. Aber das Grundproblem ist nicht behoben und nichts ist gut. Noch lange nicht.
Nicht nur die „Sea Watch“ Crew forderte die Freilassung ihrer Kapitänin. Aus der Zivilgesellschaft kam lauter Aufschrei, der sicherlich auch zur Freilassung Racketes beigetragen haben mag. Unter anderem auch aus Berlin kam viel Zuspruch und Unterstützung für die Kapitänin der Sea Watch 3.
Vor der italienischen Botschaft in Berlin riefen „Ms Berlin Mobile Seebrücke Berlin“ und das Netzwerk „Flüchtlinge Berlin hilft“ seit Montagmorgen zum Protest auf und teilten im Vorfeld mit: „Wir bleiben so lange, bis unsere Kapitänin, der wir aus tiefstem Herzen für ihren Akt der Humanität danken, wieder frei ist!“ Zwei Tage waren etliche Menschen zum Protest vor der Botschaft versammelt.
Am Dienstagabend wurde der Hausarrest überraschend schnell aufgehoben. „Unsere Kapitänin ist frei“, twitterte „Sea Watch“. Viele Menschen applaudierten, als die Nachricht der Freilassung verkündet wurde.
Und dennoch fordert die Organisation „Seebrücke Berlin“ weiter zur Demonstration in Berlin auf. Ursprünglich war der Titel „Für die Rechte von Geflüchteten und Free Carola!“. Der Notstand der Menschlichkeit wird ausgerufen und dazu mobilisiert, gemeinsam auf die Straße zu gehen. Auch wenn Rackete frei ist: Es ertrinken weiterhin Menschen im Mittelmeer und nichts ist okay. Die „Seebrücke“ appelliert dazu weiter laut zu bleiben. Für die Rechte von Geflüchteten (6. 7., Pariser Platz, 14 Uhr).
Ein Gutes hat das Ganze: Der Fall sorgt dafür, dass sich Europa wieder mit der Flüchtlingskrise im Mittelmeer beschäftigt. Mehr als eine Million Euro Spenden für „Sea Watch“ und Rackete sind in der kurzen Zeit gesammelt worden. „Sea-Watch e. V.“ ist eine gemeinnützige Initiative – und daher auf Spenden dringend angewiesen. Sea Watch und der Tattoo-Shop „Rostige Nadel“ laden am Samstag zum „Sea Watch Solitätowieren und Piercen für Seenotrettung“ ein.
Preislich sind die Tattoos auf Spendenbasis nach Absprache. Ein Minimum von 60 Euro ist jedoch festgelegt – und je mehr gespendet wird, desto mehr kann auch den Vereinen zukommen. Wegen entsprechenden Tattoo-Terminen oder Piercing-Terminen soll man sich direkt an den Shop wenden und schriftlich die Motive besprechen. Die E-Mail-Adresse und Telefonnummer sind auf der Facebook-Seite des Shops und auf deren Website www.rostigenadel.de zu finden (6. 7., Britzer Damm 66, 10 Uhr).
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