wortwechsel
: „Ohne Breitensport kein Spitzensport“

Die deutschen Frauenfußballerinnen sind bei der WM gescheitert – na und? Abwehrreaktionen, frisch verstandener Feminismus und Fouls in der Gleichberechtigung

WM-Viertelfinale29. Juni 2019:Deutschlands Svenja Huth gegen Schwedens Kosovare Asllani Foto: Benoit Tessier/reuters

„Kommentar WM-Aus für Deutschland: Anhaltende Verzwergung“, taz vom 1. 7. 19

Kulturgut Sport

Manchmal scheitert man an sich selbst. Der deutsche Frauenfußball „scheitert“ an den Mädchen und Frauen. Sie spielen nicht und sie schauen nicht zu. Ohne Breitensport kein Spitzensport. Im Übrigen ist es Unsinn, das Kulturgut Sport am Erfolg zu messen. Da kann man nur scheitern. Misst man es am Spaß, verliert man nie. Thomas Moser, Berlin

Dann eben: Aus!

Die deutsche Frauenfußballmannschaft ist nicht mehr Weltspitze. Na denn. Weswegen so etwas für eine Zeitung mit linkem Anspruch so schlimm ist, wird uns leider nicht erklärt. Budzylein auf taz.de

Schlecht gespielt. Punkt

Da spielt eine Mannschaft weit unter ihren Möglichkeiten einen Scheiß zusammen, und es wird gleich wieder der Geschlechterkampf heraufbeschworen.

Hampelstielz auf taz.de

Kriegt sie die Tür zu?

„Wie Martina Voss-Tecklenburg das ­WM-Aus ihres DFB-Teams nutzen will“,

taz vom 1. 7. 19

Eine Frau für die Fußballfrauen – ist eben eine Frau. Muss sein, eine Frau für die Frauen, wegen der „Gleichberechtigung“. So verdrängt eine Trainerin einen Trainer, nur weil er Mann war. Der hatte eine harmonierende starke Mannschaft geformt, die starke Riegel hinten zustande brachte und doch schnell wieder vorn war. Der Mann erzielte Erfolge und hatte das Kumpel-Gen, das einen Trainer erst zum guten Trainer macht. Hrubesch und sein Team wären ins Endspiel gekommen. Aber leider … er ist eben keine Frau. Die „doppelte“ Frau Trainerin (die Deutschen werden langsam allergisch gegen Tausendfüßlerdoppelnamen) stellt einen Hühnerhaufen aufs Feld, der hinten die Tür nicht zubekommt. Und vorn kaum einen Weg zum Tor findet. Dazwischen viel Ballgeschiebe, das wir vom alten Löw schon zu gut kannten. Gleichberechtigung, so ein Krampf.

Ja doch, manchmal schon.

Klaus Speck, Berlin

Auf, auf zum Völkerball!

„5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben“, taz vom 29./30. 6. 19

Die Bildungswissenschaften ordnen Völkerball als „Mittel der Unterdrückung“ ein. Völlig berechtigt, wenn man Mannschaftsspiele im Sportunterricht nicht didaktisiert und wenn man über sie nicht ins Nachdenken kommt.

Sportsgeist, Fairness, ein angemessener Umgang miteinander (trotz Wettkämpfen und eines Gegeneinanders) und die soziale Kompetenz im Allgemeinen können im Rahmen von Mannschaftsspielen ungemein gut angebahnt und ausgebaut werden. Dabei darf es natürlich nicht sein, dass – Klischees gegenüber Sportunterricht gerecht werdend – ein Ball einfach „in die Klasse geworfen“ wird und das Spiel startet.

Es fängt bereits bei der Einteilung der Mannschaften an: „Wählen lassen“ wird in der Regel dazu führen, dass sich einige Schüler schlecht und unsportlich fühlen. Da fängt die Didaktisierung allerdings bereits an: Es gibt zig andere Möglichkeiten, Mannschaften zu bilden. Ebenso können Spiele wie Völkerball durch geeignete Methoden und Organisationsformen so aufbereitet werden, dass viel aus ihnen gelernt wird.

Negative Erfahrungen sind im Schulsport mit Sicherheit nie vollständig auszumerzen. Wer könnte das auch wollen. Es gehört dazu (im übertragenen Sinne), zu stürzen – indem man zum Beispiel das Spiel verliert oder als letzter Verbliebener abgeworfen wird. Nur ist von entscheidender Bedeutung, dass die Schüler lernen – mithilfe eines motivierten und alle Schüler im Blick habenden Lehrers –, wieder aufzustehen und sich von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Schule ist ­Lebensvorbereitung – und nicht immer pure Komfortzone. Die angemessene Didaktisierung macht’s. Leo Gödde, Bielefeld

Auch noch Feminismus?

„Hören Sie auf, Sie beleidigen uns!“

taz futurzwei, Ausgabe Juni 19

Ich stufe mich definitiv nicht als „links“ ein, und der Ausdruck „Feminismus“ sorgte bei mir bisher immer nur für eine Abwehrreaktion. Ich gebe aber auch zu, dass ich nicht allzu bewandert in diesem Theoriezweig bin. Jedenfalls hat es mich überrascht, an wie vielen Punkten in Ihrem Interview ich Frau Flaßpöhler gern zugestimmt habe. Das hat mein Interesse geweckt, bei Gelegenheit in eines ihrer Bücher reinzulesen. In einer Gesellschaft, die immer weiter auseinanderzudriften scheint und wo die Fronten der sich gegenüberstehenden Lager immer weiter zu verhärten drohen, sind Personen wie Frau Flaßpöhler von immenser Wichtigkeit, die sich mit ruhiger Sachlichkeit weiterhin um einen differenzierten Diskurs bemühen, dessen Ziel ein gemeinsamer Erkenntnisgewinn ist und nicht bloß die Durchsetzung der eigenen ideologischen Befindlichkeiten.

Maurice Schneider, Schwalmstadt

Ist es Leben, wenn …?

„Die Entmündigung der Frau“,

taz vom 15. 6. 19

Ich finde es bedenkenswert, wenn Frau Baier als Basis ihrer Argumentation für die Abtreibung versucht, Embryonen als „Nichtleben“ zu definieren. Mit diesem Argument lässt sich dann alles rechtfertigen: Ist es Leben, wenn man (mit 90) bettlägerig ist? Die Freiheit von jedem von uns hört da auf, wo die Freiheit von anderen betroffen ist. Wäre die Frau nur ein Container, hätte Frau Baier wohl recht, und sie könnte mit ihrer „Füllung“ tun und lassen, was sie möchte. Mit diesem Ansatz sehe ich auch gerechtfertigt, dass aus einigen gesundheitlichen Gründen und bei unfreiwilliger Schwangerschaft abgetrieben werden darf. Dass man seine eigenen Ansprüche über die von anderen stellt, darf jedenfalls keine Begründung sein. Jeder gönnt Frauen alle Rechte dieser Welt, aber niemand kann wollen, dass manche Rechte mehr wert sind.

Thomas Eichhorn, Darmstadt