piwik no script img

Ambros Waibel Der WochenendkrimiRückkehr zur italienisch-kanadischen Rizzuto-Familie: Die zweite Staffel „Bad Blood“ ist da

Die kanadische Serie „Bad Blood“ erzählt die Erlebnisse einer in Montreal ansässigen Mafia-Organisation Foto: Netflix

Die Mafia kommt einem immer so nahe, wie es einem eben gerade in den Kram passt. In Deutschland zum Beispiel hat man in jüngster Zeit die „Clans“ entdeckt. Spiegel-Journalisten, die sich noch kürzlich der Nähe zu süditalienischen Schlägern, pardon, „Mafia-Experten“ rühmten und erst als es allzu peinlich wurde von ihren Chefs eine Weile auf Eis gelegt wurden – sie sind nun wieder dem Abkühlbecken entsprungen, wissen krass Bescheid, wie die Heroinkugel übers Blech rollt in Neukölln. Dass solche Kollegen weder Arabisch sprechen geschweige denn kurdische Dialekte beherrschen, stört dabei nicht – sie konnten ja auch schon kein Italienisch.

Wie es wirklich läuft im Clinch mit dem organisierten Verbrechen, zeigt im Ansatz die zweite Staffel der kanadischen Serie „Bad Blood“, für die man Schutzgeld zahlen muss. Aber das tun 90 Prozent der Geschäfte in der Touristenmetropole Palermo schließlich auch und niemand beschwert sich. Für ihren Netflix-pizzo können Sie jedenfalls das von den Öffentlich-Rechtlichen zu verantwortende Krimineuheitensommerloch mit der Erkenntnis füllen, die von der kanadischen Polizistin Nellie Bullock so oft wiederholt wird, dass sie wirklich alle ZuseherInnen verinnerlichen, in unseren Worten: Alles, was wir über den Mafiakrieg in Toronto und Montreal wissen, haben uns die Kriminellen selbst zukommen lassen.

Dass Nellie noch ganz andere Probleme in ihrem Büro hat – abgesehen von einem Chef, der ihr das Budget kürzen will, weil sie nichts für eine Pressekonferenz liefert –, das lassen wir hier ungespoilert. Plotmäßig wird der sich in der ersten Staffel als Herrscher von Montreals staatlich tolerierter, gewünschter und an ihr verdienender Schattenwirtschaft (das bedeutet „Mafia“) etabliert habende Nobelgangster Declan Gardiner von der ’Ndrangheta herausgefordert. Der Mob in Form eines allerliebsten Geschwisterpaares trägt Prada und tötet gern auch mal mit Bratpfannen. Die süßen francokanadischen Rocker („Ai küll im“) sind auch wieder dabei, ein Indianerreservat ist als exotischer Schauplatz dazugekommen.

Die Durchschlagskraft von Staffel 1 hat das alles nicht, weil der zentrale Konflikt zwischen Declan und der Femme fatale Teresa Langana nicht recht von der Stelle kommt. Lernen kann man aber doch einiges und sich gut unterhalten auch. Und die italienischen Geschwister können offensichtlich auch kein Italienisch und sprechen untereinander ausschließlich Englisch – alles wie beim Spiegel also!

„Bad Blood“, Staffel 2, bei Netflix

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen