weggedrängelt: Wo sich alles knubbelt, was nicht Auto ist, wird es nur noch enger
Nun ist in der Innenstadt unterwegs, was die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) eine „hervorragende Ergänzung des Mobilitätsmixes in der Stadt“ nennt. Die Elektro-Roller sollen einen „wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leisten“. Einen Beitrag zur schrittweisen Abkehr vom Auto also, das ist in der Stadt auf jeden Fall zu begrüßen. Aber können die E-Roller da wirklich einen so wichtigen Beitrag leisten? Und ergänzen sie den gern bemühten Mobilitätsmix auch da, wo es echt einer Ergänzung bedarf?
Neulich unterhielt ich mich mit einem Kollegen über Angebote wie die E-Roller und die fast immer fast leer in St. Pauli herumfahrenden Moia-Autos. Dort, wo alle paar hundert Meter eine Bus-, S- oder U-Bahnhaltestelle ist und Autofahren ohnehin wenig Sinn ergibt, weil alles andere schneller und stressfreier geht, ballen sich die angeblichen Alternativen.
In Volksdorf dagegen, sagte der Kollege aus Volksdorf, gebe es nichts von alledem. Dort, wo also vielleicht wirklich mal das Auto stehenlassen lassen würde, wer bequem und elektrisch zur nächsten S-Bahn sirren könnte, gibt es keine E-Roller, keine Moias. Aber dort müsste eine Verkehrswende ansetzen: In den Randbezirken, dort, von wo die Leute oft recht weite Wege zur Arbeit in die Stadt zurücklegen müssen und aufs Auto zurückgreifen – sei es nun mangels Alternative oder aus Bequemlichkeit.
Abgesehen davon, dass die E-Roller, so zeigen es Erfahrungen aus Städten wie Paris, Wien oder Budapest, binnen weniger Wochen im Dauerbetrieb schrottreif sind, sieht es in Hamburg bisher so aus: Mit den E-Rollern, die ja schon jetzt massenhaft auf den Gehwegen rumstehen und auf den Radwegen fahren sollen, wird der Raum schlicht noch enger, auf dem sich alles knubbeln muss, was nicht Auto ist.
Dass da ein Platzproblem ins Haus steht, räumte Anjes Tjarks, Fraktionschef der Grünen, im Interview mit dem NDR im Prinzip gerade ein: „Wenn man will, dass die Leute auf den Radwegen fahren, muss man eben auch entsprechend breite Radwege bauen.“ Nur: Wo sollen denn in der Innenstadt, wo die E-Roller im Einsatz sind, breitere Radwege hin? Die Antwort auf diese Frage steht aus.
Ilka Kreutzträger
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