heute in bremen: „Jugendliche sind nicht so separiert“
Christian Psioda, 39, ist Kulturmanager und Projektleiter beim Bremer Kulturträger „Quartier“.
Interview Eiken Bruhn
taz: Herr Psioda, im Pressetext zu Ihrem Stück ist vom „inklusiven Miteinander unterschiedlicher Communities“ die Rede. Welche meinen Sie damit?
Christian Psioda: Wir haben in 30 Jahren Projektarbeit immer wieder beobachtet, dass die Communities nebeneinander wirken. Manche kommen kaum aus ihren Stadtteilen heraus, was sich natürlich auch damit erklärt, dass sich manche etwa aus Bremen Nord die Fahrt in die Innenstadt gar nicht leisten können.
Das heißt, Sie haben die Mittelschichtsmädchen aus dem Viertel mit den Unterschichtsjungs aus Marßel zusammengebracht?
Nein. Das Überraschende für uns war, dass es innerhalb der Stadtteile viel mehr Berührung der unterschiedlichen Communities gibt, als wir das vorher eingeschätzt hatten, also auch zwischen den Kulturkreisen und Bildungsschichten. Es ist eine wirklich sehr gemischte Gruppe, auch vom Alter. Die Jüngsten sind neun, die Ältesten um die 18. Wir dachten anfangs, das wäre separierter, wurden aber eines Besseren belehrt. Dafür sind sich im Projekt Kinder und Jugendliche aus anderen Stadtteilen begegnet. Über die Zeit von zwei Jahren ist dabei eine ziemlich feste Gemeinschaft entstanden.
Wie haben Sie das Stück entwickelt?
Theaterstück „Ich, wir und das“ als Quartier-Kooperationsprojekt, erarbeitet von 35 Kindern und Jugendlichen. Theater Bremen, Kleines Haus, 11 und 19 Uhr
Wir haben vorher gefragt, wer auf was Lust hat und hatten dann fünf Gruppen, die zu Theater, Tanz und Video/Medien gearbeitet haben. Im ersten Jahr haben diese Gruppen theaterpraktisch gearbeitet, also die Techniken gelernt. Parallel dazu haben sie an Texten gearbeitet. Wir haben eine Slam-Poetin dabei, Eva Matz, die aus den Jugendlichen die tollsten Texte herauskitzeln kann – fast alle stammen im Stück von den Jugendlichen selbst. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass das Thema „Zeit“ ganz wichtig für die Jugendlichen ist. Im zweiten Jahr kam dann noch der Aspekt „Ich und die Gruppe“ dazu.
Arbeiten Sie mit der Gruppe weiter?
Wir würden das sehr gerne tun, ja. Es ist ein Ensemble entstanden, das Lust hat weiter zu machen. Damit ist unser Experiment gelungen. Das Ziel war, eine stadtweite Theater-Community herauszubilden. Ich glaube, es ist gut, nicht immer die Unterschiede herauszustellen, sondern die Gemeinsamkeiten. Davon gibt es viel mehr, als wir uns das vielleicht vorstellen.
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