Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Ein wenig Sitzfleisch benötigt man schon, aber es lohnt sich, alle drei Teile von Francis Ford Coppolas grandiosem Mafia-Epos „Der Pate“ hintereinander anzusehen. Der erste Teil des Blicks auf die kriminelle Kehrseite des amerikanischen Traums war 1972 das vielbeachtete Comeback von Marlon Brando: Mit ausgestopften Wangen und Latex-Fältchen um die Augen gibt er den alternden Mafia-Patriarchen Don Vito Corleone, der das Familienimperium mit eiserner Hand zusammenhält. Im zweiten Teil steht sein Sohn Michael Corleone (Al Pacino) im Mittelpunkt: Sein verbrecherisches Unternehmen ist längst Big Business – doch den eigenen Verwandten traut er nicht mehr über den Weg. „Der Pate II“ erinnert an die feudalen Familiendramen Luchino Viscontis: Während die neue Zeit alle Traditionen hinwegzufegen droht, erinnert man sich gern der alten Werte, die sich durchweg als verlogen und heuchlerisch erweisen. Im dritten Teil schließlich möchte Michael Corleone nur noch in legale Unternehmen investieren, und da scheinen ihm die Finanz- und Immobiliengeschäfte des Vatikans gerade recht zu kommen. Dummerweise geht es im Staat des Heiligen Vaters noch viel schlimmer zu als in der eigenen „Familie“. (23. 6., 14 Uhr (Teil 1), 17.15 Uhr (Teil 2), 21 Uhr (Teil 3), alle OmU, Babylon Mitte).

Als Volker Koepp 1974 erstmals ins brandenburgische Wittstock fuhr, um die Textilarbeiterinnen Elsbeth, Edith und Renate des VEB Obertrikotagen „Ernst Lück“ zu porträtieren, legte er den Grundstein für eine der schönsten Langzeitdokumentation des deutschen Dokumentarkinos. Bis einschließlich 1981 entstanden zunächst verschiedene Kurzfilme, doch auch nach der Wende fuhr Koepp immer wieder nach Wittstock, um von beruflichen Erfahrungen, privaten Hoffnungen und den verschiedenen Rückschlägen seiner Protagonistinnen zu erzählen. „Leben in Wittstock“ (1984) erweist sich in diesem Rahmen als eine Art Zwischenbilanz, in der die frühen Kurzfilme zusammengefasst und ergänzt werden. Volker Koepp, der am 22. Juni seinen 75. Geburtstag feiert, ist bei der Vorstellung im Arsenal zu Gast. (24. 6., 19 Uhr, Arsenal 1).

Die eigene Stadt als feindliche Welt: So empfindet die Jugendgang „The Warriors“ in Walter Hills Film New York, als sie sich – von der Polizei und einer Reihe anderer Gangs verfolgt – mühselig über „fremdes Territorium“ nach Hause durchschlagen muss. Filmwerk oder soziologisches Phänomen? Mit stilisierten Kampfchoreografien und den überdeutlich grellen Farben ist der Film eines der unterhaltsamsten Beispiele für Hills Meta-Kino. (24. 6., 22.15 Uhr, OF, Babylon Mitte.)