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Von Kinderrechten und Schulessen

Wie kann man Schüler*innen mehr für Politik begeistern? Vielleicht indem man eine Kinderkonferenz im Landtag abhält. Niedersachsen macht es, es ist die bundesweit erste in einem Parlament überhaupt

Von Simone Schmollack

„Wir finden, dass alle Farben schön sind“, sagen die beiden Mädchen und ein Junge aus der Regenbogenschule in Seelze, einer kleinen Stadt bei Hannover. Die drei Grundschüler*innen stehen am Rednerpult im Niedersächsischen Landtag und falten eine Art Plakat auseinander. Darauf Fotos mit Kinderhänden in verschiedenen Farben.

In der Regenbogenschule lernen Kinder verschiedener Nationalitäten und mit unterschiedlichen Hautfarben, das setzt Respekt und Toleranz voraus. Mit just dieser Botschaft fuhren einige der Regenbogen-Kinder am Mittwochmorgen nach Hannover, zur bundesweit ersten Kinderkonferenz in einem Landesparlament.

Und dort stehen sie jetzt mit etwa 120 anderen Mädchen und Jungen aus 55 niedersächsischen Grundschulen: aus Leer, Oldenburg, Osnabrück, Göttingen, Gehrden, Braunschweig. Was sie hier wollen? „Sehen, wie Politik in echt funktioniert“, sagt ein Junge aus Springe. Oder wie Landtagspräsidentin Gabriela Andretta es ausdrückt: „Kinder und Jugendliche für Politik begeistern, das lernt man am besten, wenn man mitmacht.“

Kinderkonferenzen sind gerade heftig angesagt und werden verstärkt durch die Schüler*innenproteste „Fridays for Future“ für einen besseren Klimaschutz. Und am Donnerstag debattiert der Bundestag in Berlin zum ersten Mal über zwei Gesetzentwürfe von Grünen und der Linkspartei, mit denen Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollen. Die Grünen bemängeln, dass Selbstbestimmungsrechte von Kindern und Jugendlichen im Grundgesetz nicht ausreichend beachtet würden. Damit falle das Grundgesetz hinter die Standards der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen zurück.

Und jetzt also die erste Kinderkonferenz in einem Landesparlament. „Wie viel Zeit der Kinder dürfen Eltern verplanen“, fragt ein Mädchen aus Braunschweig. Und: „Dürfen sich Kinder ihre Hobbys selbst aussuchen?“ Das Mädchen wird heute im Landtag noch viel über Freiheit reden, in einer der zahlreichen Arbeitsgruppen, die sich mit Themen wie Umweltschutz, Toleranz und Kinderrechte befassen.

Landtagspräsidentin Andretta ist es zu verdanken, dass sich der Landtag in Hannover für Grundschüler*innen öffnet. So jedenfalls sagt es Bekir Bulut, Sozialarbeiter an der Regenbogenschule und – gemeinsam mit dem Hannoveraner Schulleiter Frank Post – Erfinder der Kinderkonferenz. Seit 1994 etablieren sie diese Art politischer Teilhabe an Grundschulen im Land, Schüler*innen führen seitdem Kinderkonferenzen in ihren Klassen und Schulen durch. Vor drei Jahren klopfte Bulut das erste Mal im niedersächsischen Landtag an, erntete aber Absagen vom damaligen CDU-Präsidenten Bernd Busemann.

Am Mittwoch nahm die aktuelle Landtagspräsidentin Andretta eine Resolution entgegen, die sie dem Landtag übergeben wird. Darin fordern die Schüler*innen unter anderem: „Weniger Plastik verwenden und verschwenden und dafür mehr Mehrwegverpackungen.“ In den Schulen sollen mehr Schülerparlamente eingerichtet werden, Kinderrechte gehören ins Grundgesetz. Das alles geht allerdings nicht ohne eine andere wichtige Forderung: Endlich besseres Schulessen.

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