Krümmels Reststrom vor Gericht

Das Atomkraftwerk ist seit Jahren vom Netz. Grohnde würde gern dessen stillgelegte Strommengen übernehmen

Die Stromkonzerne Preussen-Elektra und Vattenfall streiten sich um die Reststrommenge für das 2011 stillgelegte Atomkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg. Um 11 Uhr beginnt hierzu in Hamburg ein Zivilprozess. Beide Konzerne sind zu jeweils 50 Prozent an der Krümmel-Betreibergesellschaft beteiligt.

Die Reststrommenge ist die Menge Strom, die in Krümmel hätte weiter produziert werden können, wäre die Betriebserlaubnis nicht im August 2011 durch eine Atomgesetzänderung nach dem Reaktorunfall von Fukushima erloschen. Allerdings war das Atomkraftwerk (AKW) aufgrund von Pannen schon seit Sommer 2007 fast durchweg vom Netz.

Preussen-Elektra möchte Reststrom vom AKW Krümmel auf das Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln (Niedersachsen) übertragen lassen. Preussen-Elektra beansprucht nach Gerichtsangaben 44.000 Gigawattstunden im Wert von rund 415 Millionen Euro. Vattenfall Europe Nuclear Energy möchte die Reststrommenge von Krümmel dagegen am Markt veräußern.

Um die von Preussen-Elektra beanspruchte Strommenge zu produzieren, muss ein Kernkraftwerk früheren Angaben zufolge etwa vier Jahre laufen. Grohnde darf laut Atomgesetz bis Ende 2021 am Netz bleiben. Allerdings reicht die dem Kraftwerk derzeit zugewiesene Reststrommenge nach Firmenangaben nur noch für einen Betrieb bis Oktober 2019. Für das Unternehmen ist die Klärung auch in Bezug auf das stillgelegte Kraftwerk Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen/Schleswig-Holstein) wichtig. Auch an dieser Anlage sind beide Prozessparteien beteiligt: Vattenfall mit 66,7 Prozent, der Rest entfällt auf die Preussen-Elektra-Muttergesellschaft Eon.

Die Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ forderte unterdessen erneut, das Atomkraftwerk Grohnde umgehend abzuschalten. „Je älter der Reaktor wird, umso gefährlicher ist sein Betrieb“, teilte die Organisation in Hamburg mit. Für die Stromversorgung werde das Kraftwerk nicht mehr benötigt. Es war 1985 in Betrieb gegangen. (dpa)