Kolumne Nach Geburt: Der Saugroboter als Freund

Ich bin eher so der norddeutsche Typ, zurückhaltend und in der Öffentlichkeit besser nicht auffallend. Blöd, dass Tochter zwei ganz anders ist.

Ein Mann liegt vor einem Saugroboter auf dem Boden

Der Staubsaugerroboter würgt jeden Tierwunsch ab Foto: imago images/Westend61

Wir haben einen neuen Mitbewohner, der von meinen Töchtern mit Liebe überschüttet wird. Sie freuen sich auf ihn, wenn sie aus der Kita nach Hause kommen, sie streicheln ihn, sie reden mit ihm, manchmal jagen sie ihn durch die Wohnung, manchmal jagt er sie. Unser neuer Mitbewohner hat – natürlich – auch einen Namen. Aber da alle Tiernamen aus „Bibi & Tina“ schon an Fahr- oder Laufräder vergeben waren, musste ein anderer her. Hmm, schwierig. Ich schlug „Orang-Utan-Klaus“ vor. „Den Namen hab ich auch auf meiner Liste“, sagte Tochter eins. So war es entschieden. Beste Grüße an Helge Schneider.

Orang-Utan-Klaus, das ist doch kein Name für eine Katze, werden Sie einwenden, weil Sie entweder auch zu viel Helge Schneider gehört haben oder einfach zu Recht darauf hinweisen, dass Orang-Utan-Klaus kein passender Name für eine Katze sei. Nur gut, dass unser neues Haustier keine Katze ist, sondern ein: Hund.

Nein, Quatsch, das ist das Letzte, was wir aktuell brauchen. Es ist ein: Staubsaugerroboter.

Ist süß, blinkt, macht keinen Dreck (im Gegenteil), fährt rum, ist ein bisschen tollpatschig, wenn er den Weg zurück zur Station nicht findet – und wird dann liebevoll von meinen Töchtern in den Flur getragen. Der Staubsaugerroboter würgt jeden Tierwunsch ab. Kann ich allen Eltern nur empfehlen.

Vom „ich“ zum „man“

Nur eine Sache ist unangenehm: Wenn Tochter zwei bei Aldi in der Vitrine noch so ein Ding entdeckt. „Da ist noch ein Orang-Utan-Klaus!!“, brüllt sie dann durch den Laden. Und ich: Hihi, Orang-Utan-Klaus, jaja, Kinder, so sind sie, Sie kennen das, die Fantasie, hüstel hüstel, lass uns weitergehen, hier Frischkäse, den brauchen wir noch. Ich bin eher so der norddeutsche Typ, ruhig, zurückhaltend, in der Öffentlichkeit besser nicht auffallend. Man mogelt sich halt so durch. Und man wechselt vom „ich“ zum „man“, wenn man über sich selbst redet. Blöd, dass Tochter zwei ganz anders ist. Und noch blöder, dass sie an jeder Ecke etwas entdeckt, was sich rauszubrüllen lohnt: „Papa, da ist ja dein Lieblingsessen!“ Kunstpause, damit auch wirklich alle im Laden zuhören. „Knoppers!!!“

Okay, einfach weiter einkaufen, nicht irritieren lassen.

„Papa!! Guck mal!! ‚Paw Patrol‘!! Das gucken wir doch immer im Fernsehen bei Netflix und Amazon Prime!!“ (ausgesprochen: „Amazon Pueim“)

Nicht meine Tochter, nicht meine Tochter, einfach weitergehen, ja, hast du gut erkannt, so, jetzt spielen wir mal Schweigen.

„Papa!! Das Eis isst Mama doch immer in der Badewanne!!“

Jaja, toll, was du alles siehst, nicken, jeder Einkauf geht vorbei, schnell noch das Eis und die Knoppers eingepackt und dann ab nach Hause. Tür auf. „Orang-Utan-Klaus, da bist du ja, mein Süßer, du wirst es nicht glauben …“, ruft Tochter zwei: „Wir haben bei Aldi deine Schwester getroffen!“

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Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.

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