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Eleganz und höhere Sphären

Sie wirkt wie ein Medium für jenseitige Mächte, ihr Gesang wird zur Beschwörung. Meg Duffy in der Berghain-Kantine

Von Jan Jekal

„Bist bald fertig damit, den Kühlschrank aufzustocken?“, sagt Meg Duffy von der Bühne aus an die Bar gerichtet. Keine Antwort. Natürlich nicht, der Barmann ist ja damit beschäftigt, den Kühlschrank aufzustocken, da kann er nicht hören, was die Frau auf der Bühne sagt. Also macht er munter weiter, das gesamte Konzert wird begleitet von penetrantem Flaschenklirren. Wer sich häufiger in der Kantine am Berghain Konzerte anschaut, kennt das Problem: Die Bar ist maximal künstlerfeindlich wenige Meter gegenüber der Bühne installiert, sodass es Bands wie Publikum praktisch unmöglich ist, sich auf die Musik zu konzentrieren, jedenfalls in ruhigeren Momenten, weil von der Bar aus eben ständig hohe Frequenzen herüberlärmen.

Erstaunlicherweise lässt sich Duffy, die unter dem Namen Hand Habits veröffentlicht, davon nicht aus der Ruhe bringen. Selbst ihren an die Bar gerichteten Spruch sagt sie lächelnd, kokett. Nach den ersten Songs bittet sie darum, die Lichter auf der Bühne zu dimmen, damit sie nicht so geblendet wird und sie ihr Publikum sehen kann, denn wie solle sie sonst mitbekommen, ob die Leute Spaß haben. „Wir könnten ja ein geheimes Zeichen ausmachen, ein Signal, ihr könntet zum Beispiel in die Hände klatschen“, sagt sie, und so richtig gelacht wird darauf nicht, aber nur, weil alle ihr gerade noch so andächtig zugehört haben und ihre charismatische Art nun eben einen so unerwarteten Kontrast zu der spirituellen Qualität ihres aufrichtigen Musizierens bildet.

Während der Songs hält sie nämlich ihre Augen geschlossen oder öffnet ihre Augenlider nur leicht. Sie wirkt dann wie ein Medium für jenseitige Mächte, ihr Gesang wird zur Beschwörung. Manchmal aber schaut sie ins Publikum, sucht eine Verbindung und lächelt dann vergnügt in ihre Gitarre hinein. Überhaupt, die Gitarre: Duffy, die hier nur von einem Keyboarder und einem Schlagzeuger begleitet wird, spielt Rhythmus- und Leadgitarre in einem, begleitet sich auf einer sehnsüchtig verhallten E-Gitarre mit offenen Akkorden, um dann doch kleine, verzierende Soli zwischen sie zu schieben, ihre Finger hangeln filigran über das Griffbrett. Eher selten bricht sie in breitbeinige, verzerrte Soli aus; wenn, dann aber richtig, und sie demonstriert ihre ganze Virtuosität, aber eben nur in ausgesuchten Momenten, denn es geht ihr nicht um Prahlerei.

Duffy, die in den letzten Jahren in der Live-Band des Folk-Rockers Kevin Morby gespielt hat, wird von ihren Kollegen kompetent-unauffällig begleitet; der Keyboarder liefert Texturen und Basstöne, der Schlagzeuger spielt mit Besen, touchiert die Becken, erdet die in höhere Sphären strebende Duffy.

Manchmal, wenn sie keinen guten Abend habe, erzählt sie, um dann gleich zu betonen, dass dies heute nicht der Fall sei, käme es ihr so vor, als würde sie einen ganzen Auftritt lang das immer gleiche Lied spielen. Ihre Lieder haben tatsächlich alle einen ähnlichen Vibe, sind melancholische Stimmungsstücke, in gemächlichem Tempo vorgetragen. Aber sie werden so vollendet aufgeführt – Duffy stimmt nach jedem Lied ihre Saiten nach, damit das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Töne auch wirklich ideal aufgeht –, dass es trotz einer eingeschränkten dynamischen Bandbreite doch nie zu Längen kommt.

Das ständige Nachstimmen der Gitarre, sagt sie später, läge auch daran, dass ihre Gitarre neu sei, neulich auf Tour in Bristol gekauft, und sie sich mit ihr noch nicht so gut verstünde. Hätte sie es nicht gesagt, man wäre nie auf die Idee gekommen. Eher hätte man von einer symbiotischen Beziehung gesprochen, ausgehend von der Eleganz ihres makellosen Spiels.

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