Svenja Bergt über Google und Huawei
: Eine Chance auf Bewegung

Es könnte sich noch als gute Nachricht herausstellen: Google liefert nicht länger Software an den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei aus, zunächst vorübergehend.

Gute Nachricht? Ja, aus zwei Gründen: Erstens zeigt es anschaulich, wie problematisch die Marktmacht eines einzelnen Unternehmens ist. Google sagt tschüs und Huawei kann nicht mal eben mit den Schultern zucken und zu einem anderen Anbieter wechseln. Denn es gibt – zumindest für die Märkte außerhalb Chinas, keine auch nur annähernd ebenbürtige Alternative für Smartphone-Hersteller. Nicht, dass man Huawei oder andere Unternehmen deshalb bedauern müsste – sehr wohl aber die Nutzer:innen, die derzeit beim Kauf eines Mobiltelefons die Wahl zwischen Googles Android (bequem, aber datensammelnd), ­Apples iOS (bequem, aber das auch nur im eigenen Ökosystem) und offenen Systemen (privatsphärefreundlich, aber unbequem) haben.

Doch es gibt eine Chance und das wäre dann die zweite gute Nachricht: Huawei ist auf dem Smartphone-Markt kein ganz Kleiner. 20 Prozent Marktanteil, Tendenz in letzter Zeit deutlich steigend. Wenn ein Unternehmen dieser Größenordnung entscheidet, seine Telefone plötzlich beispielsweise mit Open-Source-Apps, also solchen, bei denen der Quellcode unter einer entsprechenden Lizenz veröffentlicht wurde, auszuliefern, dann würde das den Markt bewegen. Weil nämlich bei Smartphones gilt: Wo die Nutzer:innen sind, da gehen auch die Pro­grammierer:innen der Apps hin. Und wo die Apps sind, dahin zieht es wiederum neue Nutzer:innen.

Ganz neue Welten täten sich auf einmal auf: Banken könnten sich dazu motiviert sehen, ihre Banking-Apps quell­offen zur Verfügung zu stellen. Krankenversichungen würden nachziehen. Vielleicht ja sogar Behörden, die ihre – mit öffentlichen Geldern finanzierten – Apps derzeit über den Play-Store anbieten. Und damit den marktmächtigsten Anbieter noch ein kleines bisschen mächtiger machen.

wirtschaft + umwelt