piwik no script img

das europäische detailDer Lieblings-Discounter

Schlägt man den Lidl-Prospekt dieser Woche auf Seite vier auf, offenbart sich einem ganz Europa. Saftige Cevapcici aus Kroatien neben griechischem Tsatsiki und tschechischem Tyskie-Bier. Das Bild schwedischer Mandeltorten neben Münchner Weißwurst und irischer Butter. Vier Seiten, die das Wasser im Gaumen eines jeden Kosmopoliten zusammenfließen lassen. „Das Beste aus Europa“ können Kund*innen diese Woche beim Discounter Lidl kaufen.

Lidl treibt schon lange die Europäisierung unserer Geschmacksnerven voran. Bei der spanischen Woche sind regelmäßig wieder die besten Oliven im Angebot. Ruft Lidl die griechische Woche aus, freut sich ein Kollege besonders: „Endlich kann ich wieder mein Lieblingsbier Mythos kaufen!“ Ist Portugal dran, kann Portwein zuhauf besorgt und gebunkert werden, denn den treibt man in Deutschland ansonsten gar nicht so leicht auf.

Die Angebote können Anlass sein, auch im grauen Alltag mal wieder etwas Neues von den europäischen Nachbarn auszuprobieren oder um die Urlaubsgefühle vom Frankreich-Trip im letzten Sommer noch einmal aufleben zu lassen.

Wobei, ist es wirklich das Beste aus dem gesamten Europa, das Lidl diese Woche seinen Kund*innen anbietet? Auch hier lässt sich das West-Ost-Gefälle Europas beobachten. Oder haben Sie schon mal etwas von den slowakischen oder slowenischen Wochen bei Lidl gehört? Eben. Nur das Cevapcici, das viele Deutsche aus ihrem Kroatien-Urlaub kennen dürften, hat seinen Weg in den Europa-Prospekt geschafft.

Auch scheint Europa vor allem aus Fertigprodukten zu bestehen: Fertig-Tortilla, Fertig-Köttbullar, Fertig-Käsesoufflé. Nicht nur, dass das ungesund ist. Fraglich ist auch, ob sich unkundige Kund*innen so von den kulinarischen Vorzügen Spaniens, Schwedens und Hollands überzeugen lassen. Jana Lapper

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen