piwik no script img

Moritz Döring Mitarbeiterinnen der WocheCaren Miosga undIngo Zamperoni

Karikatur: Elias Hauck

Ein üblicher Bericht über Hebammen und Geburtspfleger im öffentlich-rechtlichen Rundfunk geht ungefähr so: Die Bezahlung ist schlecht, der Beruf dementsprechend unattraktiv für AusbildungsinteressentInnen, hieraus resultiert ein Mangel an Fachkräften, dabei steige die Geburtenrate gerade endlich wieder, Hebammen und Geburtspfleger würden also dringend gesucht, werdende Mütter und Väter würden sich Sorgen machen.

Vieles ist schlecht, geht also der gemeine Tenor einer gängigen Nachrichtensendung. Es sind, mit den Worten von „Tagesthemen“-Anchorwoman Caren Miosgas gesprochen: „Nachrichten, die manchen Zuschauer ratlos zurücklassen.“ Die Macher der Nachrichtensendung haben sich jedoch nun mit einer essenziellen Frage auseinandergesetzt: Ist eine solche Form der Berichterstattung überhaupt angemessen? Man könne die Welt nicht ändern, fügt Miosga hinzu, „wohl aber den Blick darauf“.

„Lösungsfinder“ leitet die Moderatorin abrupt ein. Es ist die Geburtsstunde einer neuen Rubrik in den ARD-„Tagesthemen“. Im Wochenwechsel mit Nachrichtensprecher-Co Ingo Zamperoni berichtet der #lösungsfinder – so der im Geschriebenen modernistisch gehashtagte Name – nicht nur von verbesserungswürdigen Verhältnissen, nicht nur davon, dass alles schlecht ist, sondern auch darüber, wie sich die jeweiligen Probleme abstellen lassen: Man wolle das ganze Bild zeigen, denn im Alltag der ZuschauerInnen gäbe es Probleme, „die vielleicht auf der großen Bühne noch hitzig diskutiert werden, sich aber im Kleinen bereits auflösen lassen“, schreibt Marcus Bornheim, zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell in einer Pressemitteilung.

Und so schreibt auch der erste #lösungsfinder-Beitrag an einem etwas anderen Narrativ mit: Die Hebammen eines Krankenhauses in Altona haben sich selbstständig gemacht und arbeiten nun in einer Partnerschaftsgesellschaft als Freiberuflerinnen. Sie sind also Geschäftspartnerinnen der Klinik. Die Abrechnung läuft jetzt über die Krankenkassen, das Krankenhaus spart Personal – und die Hebammen verdienen sogar besser. Die Weiterempfehlungsrate sei in der Folge auf 97,5% gestiegen. Es ist ein eher unüblicher Bericht. Über weitere #lösungsfinder wird die Redaktion in Kürze beraten. Dann ist klar, wie Miosga und Zamperoni in Zukunft Nachrichten ansagen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen