heute in hamburg
: „Was war noch mal die Frage?“

Release-Konzert „Le roi c’est moi“: 20.01 Uhr, Südpol, Süderstraße 112

Interview Alexander Diehl

taz: „Oidorno“, schon euer Name klingt ja wie ein Witz: Skinhead-Straßenpunk gekroi … Pardon: gekreuzt mit dem Kritische-Theorie-Oberdenker aus Frankfurt. Ich habe gelesen, die Band sei aus einem Kneipenwitz entstanden. Wie war das denn genau?

Tilli: Wir wurden mal als wahr gewordener Kneipenwitz bezeichnet. Fanden wir gut. Stimmt ansonsten nicht, es war ein Lagerfeuer 2015. Der wahr gewordene Lagerfeuerwitz klingt aber einfach nicht.

Wer die von Oidorno hört oder liest, könnte denken: „Na, außer Saufen haben, kennen und wollen diese Typen aber auch nicht viel.“

Theodor: In der Tat halten wir es mit dem berühmten Fußballspieler Erich Kostedde, der einmal sagte: „Ich möchte nie mehr arbeiten, sondern nur noch am Tresen stehen und saufen.“ Um nie wieder arbeiten zu müssen, muss allerdings erst der Kapitalismus abgeschafft werden – was wir sehr begrüßen würden.

Vertont ihr eigentlich Texte des im Namen anklingenden Theodor W. Adorno, der ja eher kompliziert geschrieben hat?

Theodor: Ein Lied heißt „Halt die Fresse, ich will saufen“ – und meinte Adorno etwas anderes, als er in „Minima Moralia“ schrieb: „Alles Mitmachen, alle Menschlichkeit von Umgang und Teilhabe ist bloße Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen“? Gut, vermutlich schon. Was war noch mal die Frage?

Wie viele in der Band haben denn nun Soziologie studiert (oder tun’ s noch)?

Theodor: Rudi Dutschke hat gesagt: „Da ich mich zu meinem Studium menschlich verhalten darf, mich mit ihm identifiziere, brauche ich keinen Urlaub.“ Bei uns ist es andersrum.

Foto: dpa

Theodor „Oimel“ Eimerotter (vorne rechts), 55, ist der Ghostwriter von Oidorno. Hat versucht, für die Band Gitarre zu spielen, war aber zu schlecht.

Tilli „Tillipromilli“ Meier (vorne links), 26, stümpert am Bass und drückt sich vor Friseurbesuchen.

Ein etwas älteres Stück trägt den Titel „Oiverräter“. Gibt es so welche wirklich? Und worin bestünde ihr „Verrat“?

Theodor: Bevor wir das erste Mal geprobt haben, kamen wir auf die Idee, ein Lied gegen Lars Lewerenz aufzunehmen, der das Label Audiolith betreibt. In den Neunzigern hat Lars in einer Skin-Band gespielt, bevor er auf der Kirmes angefangen hat, irgendwelche DJs am Autoscooter zu casten, um mit Ballertechno Geld zu verdienen. Unser Kalkül: Wenn wir Lars als Oi-Verräter beleidigen, findet er das lustig und nimmt uns unter Vertrag. Hat auch geklappt.

Zum Release-Konzert kommt der Rapper Destroy Degenhardt, der auf der neuen EP bei einem Stück mitgemacht hat. Haben euch die Zusammenarbeit die Labelbosse diktiert?

Uns wurde erst letztens in einem Interview die gleiche Frage gestellt. Aber nein. Degenhardt hat uns angesprochen, weil er darauf Bock hatte. Wir haben uns getroffen, uns gut verstanden und es dann gemacht.