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Sprechende Roboter sollen „ethisch“ werden

Die EU-Kommission will künstliche Intelligenz massiv fördern und setzt dabei auf Vertrauen und Akzeptanz

Von Eric Bonse Brüssel

Autonom fahrende Autos, Supermärkte ohne Kassierer und sprechende Roboter für die Altenpflege: Das sind bisher die Verheißungen der künstlichen Intelligenz (KI). Für viele natürliche Intelligenzen – sprich: Menschen – klingen sie eher nach einem Horrorszenario denn nach einer wünschens- und lebenswerten Zukunftsvision.

Doch das will die EU-Kommission nun ändern. Die Brüsseler Behörde hat ethische Leitlinien für den Umgang mit der begehrten Schlüsseltechnologie vorgestellt. Sie sollen Vertrauen schaffen und Vorbehalte abbauen. Nur mit Vertrauen werde die Gesellschaft von neuen Technologien profitieren, erklärte Vizekommissionschef Andrus Ansip.

Doch Vertrauen – und damit Akzeptanz – ist nicht alles. Eine ethische vertretbare KI könne für Europa auch zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden, heißt es in Brüssel. Ähnlich wie beim Datenschutz im Internet versucht die EU-Kommission, verlorenes Terrain zurückzugewinnen und europäische Standards zu setzen.

Die Leitlinien wurden von einer rund 50-köpfigen Expertengruppe erarbeitet. In ihr sind unter anderem Hochschulforscher, Mitarbeiter von Google und SAP, der Europäischen Grundrechteagentur und des Verbraucherverbandes BEUC vertreten. Die Evangelische Kirche (EKD) ging zunächst auf Distanz, äußerte sich dann aber positiver.

Autonome Waffen und Scoring

Nun würden die mit KI verbundenen Risiken deutlicher herausgestellt, sagte die Leiterin des Brüsseler EKD-Büros, Katrin Hatzinger. So ­geben die Leitlinien auch Beispiele für ethisch besonders heikle Anwendungen – etwa autonome Waffen, automatische Gesichtserkennung oder Punktesysteme (Scoring) zu Bewertung von Verhalten.

Merkwürdig mutet allerdings an, dass auch US-Unternehmen beteiligt wurden. Auf den ersten Blick steht dies im Widerspruch zu einer europäischen KI. Doch für den Bundesverband der Deutschen Industrie ist das kein Problem, im Gegenteil: Ziel müsse „ein gemeinsames transatlantisches Verständnis für die Nutzung künstlicher Intelligenz sein“.

Zunächst backen die Ethik-Experten jedoch kleinere Brötchen: Sie wollen nun, gemeinsam mit der EU-Kommission, eine Pilotphase starten. Dabei sollen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden die Leitlinien mithilfe von Bewertungslisten testen. Auf Basis der Rückmeldungen will die Behörde dann 2020 über mögliche weitere Schritte entscheiden.

Oettinger: 20 Milliarden für die KI

Derzeit ist jedoch nicht einmal klar, ob die ethischen Prinzipien in einer europäischen Regulierung münden. Im Mittelpunkt steht das Vertrauen, also die Akzeptanz. Denn nur so lassen sich die massiven Investitionen rentabel machen, die in die KI fließen.

EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger rechnet mit 20 Milliarden Euro – und zwar jährlich. Ein Großteil davon soll aus dem EU-Budget kommen, der Rest von Staaten und Unternehmen.

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