: Trübe Wasser
Der Nordsee und den großen Flüssen im Norden geht es schlecht. BUND will weniger intensive Tierhaltung
Von Sven-Michael Veit
Einen verbesserten Schutz der Nordseemündungsgebiete von Elbe, Weser und Ems fordern die norddeutschen Landesverbände der Umweltorganisation BUND. „Tatsächlich ist die ökologische Situation aller drei Flussmündungen dramatisch schlecht“, sagt Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch. Elbe, Ems und Weser seien massiv beeinträchtigt durch Vertiefungen, Hafenbauten und die Vernichtung der Auenlebensräume infolge des Deichbaus.
Durch Vertiefungen, wie sie für Unterelbe und Außenweser geplant sind, und Begradigungen würden immer größere Mengen von Sedimenten und Schlick in die Unterläufe gelangen. Das führe „zu starker Trübung des Wassers, Sauerstoffmangel und letztlich Fischsterben“, sagt Susanne Gerstner, Geschäftsführerin des BUND Niedersachsen. Insbesondere im Sommer sinke bei hohen Temperaturen der Sauerstoffgehalt so enorm, dass sich tote Zonen im Fluss bilden. Dies ließe sich schon jetzt jedes Jahr an Elbe und Ems beobachten. „Die Unterems ist heute über weite Strecken ein nahezu lebloses Gewässer“, klagt Gerstner.
Die EU-Gesetze verpflichteten die Politik eigentlich, den ökologischen Zustand der Flüsse nachhaltig zu verbessern. „Wir erleben derzeit aber das Gegenteil“, kritisiert Martin Rode, Geschäftsführer des Bremer BUND. „Mit den geplanten Flussausbauten an Elbe und Weser verschlechtert sich der Zustand unserer Flüsse zunehmend.“
Auch das Umweltbundesamt ist besorgt. „Nur sieben Prozent der Flüsse und Bäche befinden sich in einem guten ökologischen Zustand, bei den Seen nur 26 Prozent“, sagte Behördenchefin Maria Krautzberger anlässlich des heutigen Weltwassertages der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Viele Gewässer sind mittlerweile sehr weit davon entfernt, dass man sie noch natürlich nennen könnte.“
Das Grundwasser weise gerade in Regionen mit intensiver Tierhaltung in Norddeutschland vielerorts zu hohe Nitratbelastungen auf. „Der Verursacher ist hier weit überwiegend die Landwirtschaft“, so Krautzberger. „Wir müssen also auch über die Zahl der Tiere reden, die in einer Region gehalten werden.“ Wo es weniger Nutztiere gebe, gebe es weniger Gülle und somit weniger Nitrat.
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